
Im Freilichtmuseum Weirading kann man nicht nur die Nachbildung einer Villa Rustica bewundern sondern auch die schöne Aussicht genießen – wenn man sich denn richtig bemüht und das Industriegebiet versucht zu ignorieren, das die Gemeinde Altheim dort angelegt hat (ok, den Brezelbäcker sonst ist da ja “quasi” eh nix).
Ich weiß ja nicht, wie sich die einzelnen Gemeinden da mit der Tourismus tun, aber ich kann irgendwie nicht ganz glauben, dass es unbedingt notwendig ist, dass jede Ortschaft ihr eigenes Industriegebiet kriegt, vor allem wenn man die Landschaft als idyllisch vermarkten will… Ich persönlich würd’s halt irgendwie in einer Senke verstecken und nicht bredlebn (eigentlich “flach, eben” hier im Sinne von direkt) vor einer der größten Villa Rusticae Mitteleuropas kleschen (kleschen: eigentlich “donnern, krachen”, hier aber hingeklescht im Sinne von unpassend platziert).

Ziemlich passend platziert haben sich jedoch die alten Römer, die bei uns in der Gegend nicht nur eine, sondern gleich drei Villa Rusticae hingeklescht (jetzt im Sinne von überwältigende Leistung) haben, direkt an einer Römerstraße, zwecks der eingehenden und ausgehenden Lieferungen und in Sichtweite zueinander, schön auf einem Hügel gelegen, perfekte Aussicht. Darauf stehen nicht nur wir heute. Damals gab’s halt noch keine Brezelbäcker…

Eine der beeindruckenden Villen stand in Simetsberg (mit Schwitzbad!), eine andere in Wagham (nur mehr wenige Reste) und die dritte in Weirading und die habe ich mir etwas genauer angesehen (liegt vielleicht auch ein wenig daran, dass die anderen beiden nach der archäologischen Untersuchung wieder eingegraben wurden und in Weirading das Freilichtmuseum steht…).

Warum diese Landgüter so beeindruckend gewesen sein müssen?
Alleine schon wegen ihrer Größe! In Weirading wurden zwei Gebäude gefunden, eines davon ist das rekonstruierte und heute zu besichtigende Badehaus das ca. 30m x 15m groß war – Vergleicht das mal mit der Größe Eurer Badezimmern – oder ganzen Wohnungen, was sag ich, Häuser:

Das linke Gebäude am vorletzten Bild ist dieses Badehaus, das mit einem überdachten Gang mit dem Hauptgebäude oben rechts verbunden war. Noch beeindruckender muss jedoch das Hauptgebäude gewirkt haben, mit seiner Länge von 100m und seiner Breite von 25m. Ja, da konnte man schon ein wenig der Landwirtschaft nachgehen als alter Römer.
In den Landgütern wurde Ackerbau und Viehzucht betrieben und sie dienten natürlich zur Versorgung mehr oder weniger nahegelegener Städte oder Kastelle (Transporte waren schon damals teuer und wurden daher bevorzugt am Wasser durchgeführt). Bei uns in Oberösterreich bauten die römischen Bauern vorwiegend Dinkel, Emmer, Einkorn, Gerste und Roggen an und an den Hängen der Hügel wahrscheinlich auch bei uns Wein – ich hätt’s zumindest gemacht. Im Stall standen damals Rinder und Schweine aber auch Schafe und Ziegen und natürlich Hühner. Ob die damals wohl auch schon Innviertler Bradl in da Rein gemacht haben?
Das Freilichtmuseum in Weirading ist ganzjährig geöffnet und kostenlos zu besuchen. Die BesucherInnen können neben der beindruckenden Aussicht (wie gesagt, Brezelbäcker ignorieren) und den erläuternden Schautafeln, die die Ausgrabungen ausführlich erklären, auch vier Tondokumenten lauschen, wovon sich drei mit dem Leben der Römer am Inn befassen und eine über die Ausgrabungsarbeiten selbst, bzw. den Umständen der Auffindung beschäftigt (was nicht sooo spannend ist find ich).
Hierzu muss nur zuerst der Computer gestartet werden, das passiert über den Knopf mit dem Hinweis “Startknopf drücken” an einem unscheinbaren, bereits etwas verwitterten grauem Kasten linker Hand wenn man zum Aussichtshügel geht. Aber Hey, es funktioniert immerhin!
Alles in allem beeindruckt dort vor allem die Aussicht ins Innviertel bis Bayern, extra hinfahren lohnt sich vielleicht nicht, aber wenn ihr gerade in der Nähe seid, schaut dort vorbei, das zahlt sich dann schon aus. Jedenfalls viel Spaß dort!
Und sagt mir dann, wie es Euch gefällt 🙂
alles Liebe
mosauerin
Ein Kommentar zu „Ausflugstipp im Innviertel: Freilichtmuseum Weyrading – die Römer am Inn“