Norddeutsche Sichtweisen auf die Innviertler Kulinarik

Ich weiß gar nicht, ob man kulinarisch noch blauäugiger und unerfahrener ins Innviertel kommen kann, als ich es getan habe. Vielleicht halte ich sogar den Rekord 22 Jahre auf dieser Welt zu sein und noch nie einen Knödel gegessen zu haben. Jawohl, das geht! Da wo ich herkomme, wo das Meer vor die Haustür schwappt, gibt es Fisch in allen erdenklichen Variationen, aber Knödel? Fehlanzeige! Da fahre ich erst 900 Kilometer hier ins Innviertel, um meinen kulinarischen Horizont etwas zu erweitern…

von Clara

Gesagt getan!  Ich bin sozusagen sofort mit meiner Ankunft Hals über Kopf in das kulinarische Neuland gestolpert, denn gleich am ersten Abend wurde dank der mosauerischen Kochkünste meiner Knödel-Jungfräulichkeit ein Ende gesetzt.

Und ja, es schmeckt! Und offen gesagt hat mich das etwas verwundert. Denn um ganz ehrlich zu sein,  bin ich kein Fan von traditioneller Hausmannskost und gut bürgerlicher Küche. Sie liegt zu schwer im Magen, ist zu deftig, zu viel Fleisch und dicke Soßen, zu wenig Gemüse… Genauso hatte ich mir die österreichische Küche vorgestellt, aber ich wurde eines Besseren belehrt. Vielleicht liegt es daran, dass ich nach einem langen Tag im Stall und Garten wirklich, wirklich hungrig bin. Oder daran, dass die Mosauerin mit so viel Begeisterung von den Innviertler Köstlichkeiten erzählt. Oder auch einfach daran, dass ich hier in fremder Umgebung ganz gespannt und bereit dafür bin, mich auf neue kulinarische Geschmäcker einzulassen.

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Auf jeden Fall schmecken Knödel, Brezn und Weißwurscht hier verdammt gut. Genau so, wie es hier schmecken sollte: nach Österreich. Die Mehlspeisen machen ein wohliges Wärmegefühl im Bauch, das Fleisch ist würzig und stärkend und ich habe das Gefühl die behagliche Lebensfreude hinter den Rezepten zu schmecken. Heimelig, liebevoll und nach viel Genuss.

Und bei einmal Knödelessen ist es natürlich nicht geblieben! Es gab Knödel mit Speck, gebackene Knödel mit Leber, wir haben Polenta gekocht und Weißwurst gegessen (ja, auch von Weißwurst hatte ich nur vage Gerüchte gehört). Ich denke, ich habe mich mit meiner ersten Weißwurst etwas ungeschickt angestellt, denn ohne das beherzte Eingreifen der Mosauerin, hätte ich kurzer Hand in die Wurst samt Pelle gebissen… kann ja mal passieren.

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Jammi, Weißwürscht – das Bier ist ein lokales Wurmhöringer gewesen, kein Egger

Aber eine Frage hätt ich bei all den Würsten und Knödeln dann doch noch: Esst ihr eigentlich auch Gemüse? Vielleicht stammt der Spruch ‘Fleisch ist mein Gemüse’ ja von hier aus dem Innviertel? Denn auch wenn es Knödel scheinbar in aller Form und Fülle gibt, fehlt mir bei allen irgendwie etwas knackiges Grünes auf dem Teller. Und ja, auch Kaiserschmarrn ist eine unglaublich leckere Versuchung, aber auch hier, irgendwie keine Vitamine (und ich weiß was ihr sagen wollt, aber Rosinen zählen nicht!). Auch auf die Gefahr hin, dass ich hier mit Weißwürsten beworfen werde, wage ich mich mal an ein paar revolutionären Vorschläge. Wie wäre es denn neben Knödeln und Co. mit ein bisschen Grünzeug auf der Platte? Ich glaube für die Geschmacksknospen und den Vitaminbedarf würde sich ein knackiger Salat neben Brezn und Würsten ganz gut machen. Da wirkt der Teller auch gleich viel bunter und das schlechte Gewissen, bei all dem Fleisch- und Teigwarenkonsum, wäre auch besänftigt…

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Frisch aus der Erde
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Rote Bete aus dem mosauerischen Garten

Aber ich übertreibe hier natürlich etwas! Da die Mosauerin einen unglaublich reichen Garten hat, gibt es Gesundes aus der Erde glücklicher Weise im Übermaß. Und es ist ja nicht so, dass ich mich nicht auf die nächsten Wochen voller Leberpastete, Sonntagsbraten und noch viel, viel mehr Knödeln freue. Wahrscheinlich werde ich nach meinen drei Wochen bei der Mosauerin, erstmal eine Fleischabstinenz einlegen müssen. Aber ganz ehrlich, das ist es alle mal wert! Allein schon, da ich nun bei fachmännischen Knödel- und Weißwurstdiskussionen (die es im Norden zugegebener Maßen nicht so häufig gibt) ordentlich mitreden kann. Ich bin dort dann sozusagen Knödel-Experte 😉

Auf kulinarischen Spuren,
eure Norddeutsche Clara

PS: Die Mosauerin distanziert sich natürlich komplett und ausdrücklich vom Inhalt dieses Blogartikels. Salat zu einer Weißwurscht – tststs, diese Preissn…

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