Über das Brauen

Wenn mir vor einem Jahr jemand gesagt hätte, dass ich mal in Dietraching beim entzückenden Seidl in der Brauerei stehe und einen lustigen Brautag verbringen werde, ich hätte es nicht geglaubt. Erst letzten Sommer hat mich nämlich Freund Harald (Coke) zu meinem ersten IPA (India Pale Ale) eingeladen, vorher hielt ich ihn eigentlich nur für recht verschroben – diesen ganze Craft Bier Hype, nicht den Coke.

In einem RICHTIGEN Innviertler Haushalt gibt es immer zwei Sachen:
Einen Flobert und eine Kiste Wurm.
(alte Innviertler Weisheit)

Aber als moderne Innviertlerin kann man sich diesem Trend eben nicht verschließen und ich mag neue Sachen entdecken. Da traf es sich gut, dass der Martin Seidl, seineszeichens Hansdampf in allen Biergassen, bei der Mosauerin zum “Kekserltausch und Netter Plausch” mit seinen unnachahmlichen SendungmitderMaus-Bierkeksen eingefunden hat. Selbstverständlich hab ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt und mich kurzerhand selbst zum Bierbrauen bei ihm eingeladen. Ja mei, hätt er halt nein gesagt. Oder die Haustüre zugesperrt. Hat er aber beides nicht. Ein Glück.

Freitags halb neun im Innviertel

Und so fand ich mich Anfang Jänner bei ihm in seiner schnuckeligen Brauerei in Dietraching ein. “Zieh was an, was schmutzig werden kann” hat er mir noch geraten. Besser wäre gewesen, er hätte mir gesagt ich soll was Warmes anziehen, denn schon bald war mir furchtbar zechenkalt. Trotz des Höllenfeuers, das bereits brannte, als ich pünktlichst um 08:34 bei ihm eintrabte. Nachdem ich ein wenig “Lost in Dietraching” war und nicht genau wusste wo ich hin musste. Ok, es hätte den einen oder anderen Hinweis gegeben…

Als ich also “erschien”, waren Martin und Manfred, sehr sympathischer Braukumpan von Martin, bereits schwer am Arbeiten. Martin dosierte gerade das Malz zum Einmaischen, das im Kessel auf Holzfeuer auf 62 Grad (oh Gott! ich hoffe ich erzähl Euch hier keinen allzu großen Blödsinn) erwärmt wird. Sowas dauert ganz schön und dann gibt es noch weitere Temperaturschritte die eingehalten werden müssen. Die Details wissen andere viel besser, ich habe mir gemerkt: Das Eiweiß muss zerfallen und die Stärke in Zucker umgewandelt werden. Damit die lieben Hefen später was zum Jausnen haben.

A propos Jausnen. Das taten wir auch nach ein, zwei Stündchen neben dem Ofen stehen und über Bier und die Welt zu philosophieren. Martin tischte einen köstlichen warmen Leberkäse auf und dazu gab’s natürlich ein Bier zum Verkosten. Ich hab den Verdacht er wollte mich da schon auf den Geschmack bringen.

mosauerin innviertel bier
Ein Bier zur Jause

Und dann ging es auch schon weiter. Irgendwann ist es dann soweit und das zukünftige Bier kann geläutert werden. Das geschieht in einem Topf mit einem Spaltenboden. So irgendwie halt. Ihr verzeiht mein Unwissen, ja? Und der Zuckergehalt wird auch bestimmt. Das kannte ich schon vom Wein, ich konnte daher ein wenig herumgscheiteln: Da der Zucker später in Alkohol umgewandelt wird, kann man vorher über den Zuckergehalt den späteren Alkoholgehalt festlegen. Also man kann sich ausrechen wieviel Wasser man dem Gemenge zusetzen muss. Und ich freute mich natürlich jedes mal, wenn Martin oder Manfred zu meinen zusammgesuchten Physik und Biologie-Rest-Wissensbestände sagten: “Ja. Stimmt”. I’m such a Brauer, Baby!

Wenn ich schon dachte, dass das vorher laaaaaange gedauert hat, wurde ich jetzt eines besseren belehrt. Dieses Läutern ist ja noch fader als das Warten darauf, dass die Maische warm wird! Und wenn wieder ein Kübelchen durchgeronnen ist, wird es wieder in den Kessel gekippt. Wenn man jetzt 50 Liter Bier macht, ok, kann ich damit leben. Martin hat aber 400 Liter angesetzt! Gut, dass er so groß und stark ist, ich hab nämlich nur ein paar Kübelchen dastemmt. Meine Schulter, ihr wisst… Aber irgendwann ist auch das geschafft und alles zukünftiges Bier ist geläutert. Das Bier wird dann auch noch abgefüllt und muss dann ein paar Wochen herumstehen, die Hefen jausnen dann.

Kellerbesichtigung

Während wir warteten und warteten und ich lernte, dass die Bezeichnung Craft Bier aus den USA eigentlich lediglich auf die jährliche Produktionsmenge bezogen ist, kam das Gespräch irgendwie auf Sauerbier. Und dass das doch eigentlich perfekt zu mit passen würde. moSAUERrbier eben. Selbstverständlich hat der Martin auch so ein Bier anzubieten und so durfte ich das erste Sauerbier meines Lebens verkosten.

mosauerin innviertel sauerbier
Mein Erstes Sauerbier

Ja und was soll ich sagen. Meins isses so gar net. Soll aber mit Kirschen köstlich sein, sagt der Martin. Ich kann nicht so ganz dran glauben.

Woran ich aber glaube ist an die Annehmlichkeiten eines gut gefüllten Weinkellers. Sowas kenn’ ich. Dass es sowas auch für Bier gibt, hätte ich mir eigentlich denken können. Tat ich aber nicht. Ja und ich staunte nicht schlecht über die vielen Flascherl und Flaschen, die hübschen Etiketten und die, die man kaum noch erkennen konnte und ich fühlte mich wie in den heiligen Hallen eines Bierpapstes. Nun, da war ich wohl auch.

Das Ende eines lehrreichen Tages

Irgendwann war mir nach der vielen Warterei und trotz der schicken grünen, geborgten Wolljacke von Martins Opa so dermaßen kalt, dass ich es nicht mehr ausgehalten habe und ein wenig früher als geplant den Heimweg antreten musste. Und die beiden Jungs, die sich wirklich soooo unfassbar viel Zeit für mich genommen haben und meine (wahrscheinlich furchtbar) naiven Fragen mit einer unendlichen Geduld und ausführlichst beantwortet haben, hab ich einfach in ihrer Verzweiflung in Dietraching zurückgelassen. Natürlich nicht ohne sie noch zu einem Abschlussfoto zu zwingen – für die Erinnerung, und damit ich sagen kann: mit diesen beiden begeisterten Bierliebhabern hat die Mosauerin mal Bier gebraut.

mosauerin innviertel bier
Martin, Manfred und Mosauerin. Das fällt mir erst jetzt auf.

Die Verkostung

Nach wochenlangem Warten und einer sehr ungeduldigen Mosauerin war es dann vorgestern endlich soweit. Ich durfte das Bier verkosten kommen. Direkt vom Hahn. So nebenbei erfuhr ich auch noch, dass Martin das Bier jetzt am Wochenende mit zur Brau Kunst Live nach München (die bedeutendste Biermesse überhaupt) nehmen wird. Als “Mosauerins Motueka Roggen Bier“. Na bumm. Das hab ich ja gar nicht verdient. Ich tat doch nur das was ich am Besten kann: Im Weg herumstehen und fröhlich Fragen stellen. Gut, auch ein Erfolgskonzept offenbar.

Ihr wollt’s jetzt sicher wissen wie denn dieses Bier geworden ist und ob’s dem Namen Ehre macht. Nun ich sag mal so: Es hat eine angenehme Karamellnote, erinnernd an ein Stollwerk mit eingebundener Hopfenbitterkeit, die einen Hauch von Fruchtigkeit spüren lässt. Schmeckt zumindest da Seidl raus. Ich schmeck mehr: hö, voi guad. Ich bin so ein Talent. Ich kann gutes Bier brauen, nur mit meiner Aura. Mosauerisches Geschäftmodell ist also gefunden…

Aber im Ernst. Ich fühle mich mehr als geehrt, bei der Entstehung eines so großartigen Bieres in der Gegend herumgestanden zu haben und auch noch meinen Namen dafür herzugeben.

Wer das Bier probieren möchte muss heute, morgen oder übermorgen noch auf die Braukunst Live! in München zum Stand Der Tölzer Mühlenfeldbrauerei/Dietrachinger Brauerei kommen, da schwirrt ein entzückender Hüne herum. Da geht’s dann hin und sagts die Mosauerin schickt euch. Und gebt’s ihm ein Bussi von mir, weil er wirklich so ein Netter ist. Auch wenn sowas kein gestandener Innviertler hören will.

Pfiat Eich dawei
Mosauerin

PS: Was haltets ihr eigentlich davon, wenn die Mosauerin mit dem Martin mal eine exklusive Bierverkostung veranstalten würde? Würd Euch das taugen? Sagt’s mas!

Links zum Weiterlesen:

Facebookseite Dietrachinger Brauerei

Tölzer Mühlenfeldbauerei

Interessensgemeinschaft Bier Konsumenten

Ein Kommentar zu „Über das Brauen

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