
In den schon fast kitschig schönen Hügeln des Innviertels liegt der Simandl Hof. Zwar noch zu Roßbach gehörend, aber eigentlich näher an Treubach, leben auf ihm aktuell 45 Woll-Schweine, ein Haufen Gänse, Hühner, Hunde, Katzen und die Simandls: Elfriede und Sigi. Ich habe die beiden und ihre Schweinderl für Euch auf ihrem Hof im Auftrag von KOBL – BIO IN RIED besucht.
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Dass die beiden Psychotherapeuten mit Praxis in Salzburg und Altheim überhaupt ins Innviertel und dann noch auf das Woll-Schwein gekommen sind, war eigentlich ein großer Zufall. 2003 waren die beiden auf der Suche nach einem Haus – zuerst in der Nähe von Salzburg. Beide hatten schon damals eine große Affinität zum bäuerlichen Leben, da sie es aus ihrer eigenen Kindheit kannten. Das half den beiden natürlich auch, nicht blauäugig in das Unternehmen Bauernhof einzusteigen. Jeder der einen Hof übernimmt, muss sich bewusst sein, was für einen Haufen an Arbeit man sich damit “antut”.
In einem Inserat in einer Zeitung entdeckten die beiden zufällig einen Bauernhof im Innviertel und Sigi erzählt: “Wobei wir nicht von Anfang an einen Bauernhof gesucht haben.” Zuerst haben sie sich nämlich nur gedacht: “A weng a Garten wär schon klass.” Jetzt haben sie 8 Hektar.
Die traumhafte Lage hatte sie sofort fasziniert – das alte Haus (es ist mittlerweile 450 Jahre alt) war aber total desolat, wurmstichig und windschief. Und ist es immer noch.

Ein besonderes Fenster
Das alte Bauernhaus von Elfriede und Sigi besitzt etwas heute fast Unbekanntes: ein sogenanntes Seelenfenster. Dieses kleine Holzfenster zwischen den beiden “normalen” Fenstern wurde früher geöffnet, wenn jemand starb (und zu Allerseelen) damit die befreite Seele das Haus verlassen konnte.
Aber zurück in die nähere Vergangenheit: 2004 war dann die Entscheidung endgültig: der Hof wird gekauft – unter der Bedingung, ein neues Haus hinstellen zu dürfen. Zusätzlich mussten die beiden Jungbauern ein Konzept der Bewirtschaftung vorlegen. Damals beruhte das Konzept noch auf Hinterwälder Rinder – und dann kam es doch anders…
Auf das Schwein gekommen
Eine Kollegin von Sigi – die mit zweiten Vornamen Karoline heisst (das ist wichtig für die weitere Geschichte, allerdings weiß ich nicht, ob mit “K” oder “C”) – behauptete damals steif und fest, dass Wollschweine so ähnliche Haare hätten wie Sigi zu der Zeit. Und ihr war es dann zu verdanken, dass das ganze Team der Klink den beiden Neu-Bauern ein Wollschwein schenkte.
Die Revanche dafür war, dass das erste Schwein, das am Simandl Hof Einzug gehalten hat, den wunderbaren Namen “Kalorine” bekam. Ein überaus passender Name für eine Specksau, wie ich finde und als “Rache” durchaus gut gemeint! Besagte Namensgeberin ist heute übrigens die Stadtimkerin von Salzburg.
Da Schweine bekanntlich Rudeltiere sind, musste dann natürlich aber auch zumindest ein zweites Schwein her. Und im darauffolgenden Frühling folgte ein stolzer Eber, der das seine dazu tat, dass im August des selben Jahres der erste Nachwuchs am Hof zur Welt kam. 11 und 8 Frischlinge legten somit den Grundstein der heutigen “Schweinerei”, während sich die Simandls mit grundlegenden Renovierungsarbeiten am Hof beschäftigten…

Seither führten Generationen von Schweinen am Simandl Hof ein Leben, von dem die Mehrheit der Schweine, die wir essen, nicht mal träumen kann.
Ein wunderbares und artgerechtes Leben
Man merkt Elfriede und Sigi an, dass sie zu richtigen Schweineliebhabern geworden sind, als sie mir von Verhaltensweisen ihrer Tiere erzählen (wobei der Blick der beiden niemals verklärt wirkt): Schweine sind super optimistische Tiere und haben ein enormes Temperament. Sie wissen wer ihnen Futter bringt und erkennen den Traktor, der einen Siloballen in das Gehege schmeißt. Im Herbst wissen sie, wann der Wind stark genug geht, um am anderen Ende der 6 ha großen Weide die Eicheln vom Baum fallen zu lassen. Schon erstaunlich oder?
Auf der anderen Seite sind sie auch sehr relaxed und kommen ihre Menschen beschnuppern oder sich kraulen lassen, dann legen sie sich hin und genießen das einfach.
Weil ich ja keine Angst vor gar nix hab und außerdem auch wohlweislich meine Gummistiefel eingepackt habe, gehe ich mit Elfriede ihre Tiere auf der Weide besuchen, während unsere Männer am Zaun ratschen. Und ich muss schon sagen: sie sind wirklich entzückend. Die Schweine! 😉
Die Weide ist wirklich rieeeesig und leicht abschüssig, ganz oben gibt’s mehr Gatsch und Unterhaltung, auf halber Stecke einen Teich zum Schlammbaden. Die Koppel teilen sie sich übrigens mit einer Bande Gänsen, die bereits halbwüchsige Gössel führen. Natürlich erkennen alle, dass Elfriede etwas zum Jausnen mit hat und so gibt’s einen flotten Schweinsgalopp zu den Leckerlies. Genussvoll lassen sich die Wollschweine den kleinen Snack schmecken und wir wandern über die Weide. Und weil Bilder ja ohnehin mehr sagen als 1.000 Worte: Klickts euch einfach mal durch die Schweineidylle…



















Das tolle an der Freilandhaltung von Schweinen ist, dass sie wenig Betreuung benötigen, erzählt mir Sigi. Sie sind tagein, tagaus, Sommer wie Winter auf der Weide und werden dort mit Stoh und Siloballen versorgt.
Auch der Nachwuchs kommt auf der Weide zur Welt. Wusstet ihr übrigens, dass tragende Schweine, wenn sie können, ein richtiges gemütliches Nest für sich und ihre Frischlinge bauen? Ich nicht!
Das Schlachten
Man muss sich schon auch im Klaren sein, dass selbst die glücklichen Schweine vom Simandl Hof auch irgendwann geschlachtet werden. Aber auf der anderen Seite muss man auch bedenken, dass sie gar nicht geboren würden, würden wir sie nicht irgendwann essen.
Allerdings kann man (auch als Konsument*in!) eben dafür sorgen, dass sie ihr Leben dazwischen gut leben können, indem sie artgerecht gehalten werden. Dass sie gutes Futter bekommen und sich ausleben können und ausreichend Zeit bekommen zu wachsen (und nicht als Babies als Spanferkel enden!). Das gilt übrigens nicht nur für Schweine, sondern grundsätzlich für Tiere die wir essen oder von denen wir Produkte beziehen.
Dass man kein Schwein älter als ein halbes Jahr essen kann, ist ein Gerücht
Sigi Rathner
Ich hab natürlich recherchiert, woher dieses Gerücht denn eigentlich stammt und wie das denn in konventioneller Schweinemast so ist mit dem Alter bei der Schlachtung und folgendes auf Landwirschtschaft.de gefunden:
Wann ist ein Schwein schlachtreif?
Mastschweine sind schlachtreif, wenn sie ein Gewicht von 110 bis 120 kilogramm erreicht haben. Unter guten Mastbedingungen benötigen sie dafür etwa fünf bis sechs Monate. Dies variiert je nach Herkunft und Geschlecht der Tiere.
[…]
http://www.landwirtschaft.de abgefragt 19.05.2020 17:45
Der optimale Schlachtzeitpunkt ist also dann, wenn es für den Landwirt nicht mehr rentabel ist mehr Futter in das Schwein zu investieren, weil es langsamer wächst.
Die Schweine am Simandl Hof sind bei ihrer Schlachtung hingegen mindestens zwei Jahre alt. Aber man sogar noch ältere Schweine durchaus essen – im Gegenteil, die können sogar eine Delikatesse sein! Elfriede erzählt mir von der ältesten Sau, die sie mit stolzen 11 Jahren geschlachtet haben. Das Fleisch trauten sie sich gar nicht verkaufen, also kam es auf den heimischen Herd. Und es muss köstlich gewesen sein. So köstlich, dass es am Simandl Hof keine Bedenken mehr über ein hohes Schlachtalter von Schweinen gibt. Aber warum auch nicht, Dry Aged Beef gilt auch als Köstlichkeit…
“Die Zeit die das Fleisch braucht zum Wachsen sollte man ihm auch beim Kochen geben: je langsamer, desto besser”
Dass die Wollschweine am Simandl Hof Winter wie Sommer draußen sind, gut ernährt werden und in der Zeit vor der Schlachtung noch Getreide gefüttert bekommen – und einfach ein gutes Leben hatten, merkt man an den Produkten, die daraus hergestellt werden.
Dazu gehören zwar nicht bei jeder Schlachtung das volle Sortiment (das ginge auch von der Mnege gar nicht) aber im Prinzip gibt’s:
- Frischfleisch
- Schmalz und Grammelschmalz
- Verhackerts
- Surspeck
- Innviertler Lardo
Und die Metzgerei Hable fertigt für Simandl auch weitere Produkte aus dem Fleisch ihrer Tiere, die so einfach nicht am Hof herstellbar wären: Kaminwurzen, Blutwurst, Leberwurst, Salami, Chorizo, kleine scharfe und kleine milde Würstel, Leberstreichwurst, manchmal Leberkäse, Käsekrainer, Schweinsbratwürstel, Kaltgeräuchertes, und noch andere Produkte. Alles (bis auf die Leberstreichwurst) ohne Pökelsalz.
Eine ganz schöne Menge, aber wie Elfriede mir sagt: “Wenn wir schon schlachten, möchten wir zumindest alles verwerten”
Am Liebsten mag Elfriede übrigens die Leberstreichwurst und Sigi ist ein Fan vom Schweinsbraten, der langsam gegart werden sollte. “Die Zeit die das Fleisch braucht zum Wachsen sollte man ihm auch beim Kochen geben”
Den Surspeck dünn aufschneiden und ganz kross anbraten – und über einen Vogerlsalat geben, das schmeckt traumhaft gut!
Rezept-Tipp
Natürlich haben wir auch einiges verkosten dürfen – von alle den Produkten, die es auch im KOBL BIO IN RIED zu kaufen gibt. Schaut das nicht alles wunderbar köstlich aus? Und ich kann Euch verraten: Es schmeckt noch besser! Und ich als alte Innviertlerin Gaumenfreundin finde (und das ohne Schmäh!) ich hab noch NIE so ein gutes Verhackerts gegessen. UND Grammelschmalz auch nicht. Das Gewissen isst eben mit.

Viele der Kunden sind Privatkunden aber die Köstlichkeiten gehen auch an einige ausgewählte Bioläden – wie natürlich den KOBL – BIO IN RIED. Der Euch diesen Blogbeitrag durch seine Unterstützung ermöglicht – also schaut’s mal vorbei bei denen auf @biokobl (facebook) oder @biokobl(instagram) und lassts ihnen ein like da! Da hamma dann alle was davon!
Simandl wie geht’s weiter?
Weil Elfriede und Sigi nicht original aus der Landwirtschaft kommen und ihre ursprünglichen Berufe auch nie aufgegeben haben hat es mich natürlich besonders interessiert, ob sie es wieder so machen würden. Und sofort kam von ihnen die Antwort: “Ja, würden wir auf alle Fälle” mit dem Nachsatz: Aber mit weniger Schweinen als wir zwischendurch hatten (da waren es aber auch stolze 170!) – Es scheint mir ein glückliches Konzept zu sein. Für Mensch UND Tier.
Die Frage nach der Vergangenheit beinhaltet natürlich auch immer ein wenig die Frage nach der Zukunft: wie wird es denn weitergehen mit dem Simandl Hof? Hier fällt die Antwort nicht so prompt aus: Nachfolger werden noch gesucht. Ich kann mir ja nicht vorstellen, dass sich da niemand finden wird, der so einen stimmigen landwirtschaftlichen Betrieb übernehmen will.
Simandl – Kontakt Info
Elfriede Sonnleitner & Mag. Siegfried Rathner
Standort
5273 Roßbach, Schiefeck 5
Tel. +43 664 732 224 32
E-Mail bio@simandl.at
web www.simandl.at
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Ein Kommentar zu „Simandls Schweine im Glück“