
Eigentlich hätte ich vorletztes Wochenende ja zu meiner Schwester fahren wollen, aber das wurde leider nix. Was für ein Glück im Unglück aber, dass mich grad am Freitag abend ein Anruf ereilte: “Sag Mosauerin, du bist doch eh so auf Garten – wir haben morgen Wildbienen Fest und täten uns freuen, wennst vorbeikimmst”. Ein Wildbienenfest? Was isn des?!? Na, das musste ich mir doch genauer anschauen!
Wildbienenfest in Kirchheim








Man darf jetzt das Wildbienenfest nicht wörtlich nehmen, es war jetzt kein rauschendes Fest an dem dann die Mosauerin zur Wildbienenkönigin gekrönt wurde (auch wenn ich mir das natürlich total verdient hätte!) – sondern der Verein “Wildbienengarten” versteht darunter mehr die Möglichkeit Wildbienenhäuser unter fachkundiger Anleitung zu zerlegen, zu reinigen, die Kokons zu zählen und die nächste Generation Wildbienen “einzuwintern”.
Der Verein kümmert sich also um Wildbienen, besonders aber um 2 spezielle Arten: die Gehörnte Mauerbiene und die Rote Mauerbiene. Eigentlich in Niederösterreich angesiedelt hat der Verein eine Art “Zweigstelle” durch die ARGE Streuobst – bzw. Hans Hartl – heuer zum ersten mal im Innviertel so ein Einwintern veranstaltet. Über den Verein können Wildbienenhotels samt Startergeneration von Wildbienen bezogen werden und für einen geringen jährlichen Betrag erhält man Unterstützung bei der Pflege und kann seine Bienen beim Verein kontrolliert überwintern lassen, bis man im Frühling die neue Schlupfbereite Generation erhält.
Aber warum der ganze Aufwand für ein paar so Wildbienen???
Was Wildbienen so besonders macht

Während es bei uns nur eine einzige Honigbienenart gibt (da sie vom Menschen gezüchtet wurde, spricht man bei der Honigbiene auch von einem Nutztier) gibt es -noch- rund 560 Wildbienenarten bei uns! Übrigens, auch die Hummel ist in Wahrheit eine Wildbiene – und das schreib ich jetzt nicht nur, damit ich folgenden Witz reißen kann…
Ich habe keine Wespentaille
dafür einen Hummelhüfte
Und leider sind die meisten dieser Wildbienenarten gefährdet.
Aus den üblichen Gründen:
- Pestizide in der Landwirtschaft
- Monokulturen in riesigen Flächen
- Lebensraumzerstörung in der Landwirtschaft und im Garten
Dabei brauchen Wildbienen eigentlich gar nicht viel zum glücklich sein!
Ihnen reicht eigentlich
- genügend Blütenpflanzenangebot mit Pollen und Nektar
- geeignete Nistmöglichkeiten
- Material zum Nestbau
Da sollte man meinen, dass das ja gar nicht so viel ist und eh dauernd irgendwas blüht.
Das Problem: viele Wildbienenarten sind totale Spezialisten – entweder bei den Pflanzen die sie anfliegen oder bei ihren Nistplätzen – oder beides. Da die meisten alleine leben haben sie auch eine geringere Fortpflanzungsrate und je mehr spezialisiert die Wildbiene ist, desto anfälliger ist sie für Umweltveränderungen, desto wichtiger ist sie aber auch als Bestäuberin für diese eine spezielle Blüte. Ich finde daher: Innviertel. wir müssen für die Wildbienen was tun! Seids dabei?
Was du für Wildbienen bei dir im Garten tun kannst

Für Wildbienen kannst du in deinem Garten viel tun, du bekommst auch viel von den Bienen zurück. Denn sie fliegen von ihrem Wohnort nicht weit weg und suchen sich ihre Nahrung in der näheren Umgebung. Heißt: sie bestäuben dir dein Obst. Wie praktisch!
Um deinen Garten Bienen (und Insekten)freundlich zu gestalten kannst du:
- Einen Teiche oder ein Biotop anlegen – und wenn das nicht geht, zumindest flache Schalen mit Schlamm und Wasser im Garten aufstellen: die Insekten brauchen das als Baumaterial (die Mauerbiene verschließt damit z.B. ihre Larvenhöhlen. In solche Schalen am besten ein paar Steine als “Steg” für die Insekten hineinlegen. Gleichzeitig bedienen sich aus diesen Latschen auch gleich Vögel – Steht das ganze am Boden trinken auch noch Igel draus. Da haben doch gleich alle was davon!
- Hecken pflanzen: Als Versteck und Nistplatz, blüht die Hecke (ohne gefüllten Blüten) ist es auch gleich Nahrungsangebot
- Einen Totholzstapel anlegen – hier können Insekten überwintern und auch der Igel freut sich wieder, und es muss ja nicht jede Ecke im Garten pipifein zammgräumt sein, oder?
- (Mehrere) Insektenhotels aufstellen – und Wildbienenpate werden. Wie das geht kannst du beim Wildbienengarten nachlesen.
- gezielte Pflanzenauswahl für Wildbienen und Insekten im Garten – wie Wildrosen, Haselnuss… alles was halt so heimisch ist bei uns
Und das alles ist auch fein und super wichtig – aber leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn damit macht man “Insekteninseln der Glückseligkeit” in einer eigentlich insektenfeindlichen Land(wirt)schaft. Um das Artensterben aber vielleicht aufhalten zu können, muss man ZUSAMMENHÄNGENDE Insektenfreundliche Gebiete schaffen. Und hier sind unsere tollen Landwirte gefragt…
Was du für Wildbienen bei dir am Feld tun kannst

Auch du als Landwirt bist von den Wildbienen abhängig. Rotklee wird zum Beispiel fast ausschließlich durch Hummeln bestäubt. Die Wildbiene “Gehörte Mauerbiene” bestäubt Äpfel 5x effektiver als Honigbienen und Kürbisse setzen mehr Kerne an, wenn mehr unterschiedliche Bienen in ihrer Umgebung vorhanden sind. Mehr dazu kannst du bei den Unterlagen der Ackerbautagung 2017 nachlesen. Außerdem für dich interessant: Faktenblatt «Wildbienen und Bestäubung»
Als Landwirt kannst du den Wildbienen besonders helfen, in dem du bei der Wiederherstellung von zusammenhängenden Lebensräumen mitmachst. Wildbienen fliegen nur ca. 300 Meter zur Nahrungssuche und dich dabei von einem Gebiet ins nächste zu kommen!
Das könntest du konkret tun:
- Stell auf BIO um (das wusstest du schon, gell?). Das ist nicht nur gut für die Insekten sondern auch für deinen Boden, der mal der Boden deiner Kinder sein wird. Außerdem lässt sich BIO tatsächlich immer noch gut verkaufen, ich weiß wovon ich red!
- Erhalte kleine und vielfältige Strukturen in der Landschaft – in Feldrainen, Ackerrandstreifen und Natursteinmauern wachsen spezialisierte Pflanzen die Wildbienen und Insekten Heimat und Nahrung bieten
- Magerwiesen und Wirtschaftswiesen sollten artenreich sein und du solltest sie zeitlich und örtlich versetzt mähen, damit Wildbienen und andere Insekten nicht schlagartig ihre Nahrungsgrundlage verlieren
- Lege Totholzstrukturen in Streuobstwiesen an (auch aus Totholz kann man Zäune bauen)
- achte auf Hochstaudenreiche Graben- und Gewässerränder und Dammböschungen
- Freie Bodenstellen auf Sand und Löß dienen als Nistplätze für Erdbienen!
- Belasse offene Erdwege, Hohlwege etc. als Baumaterialentnahmestellen
Mehr Infos kannst zu z.B. hier finden: Wildbienen fördern (Naturschutzbund)
Wildbienenparadies Innviertel
Ganz schön viel, was man so für die Wildbienen tun kann, und dabei oft nicht mal besonders aufwändig, oder? Das fängt schon bei einem Wildbienenhotel für Mauerbienen an und geht über naturnahe Gartengestaltung bis hin zu naturnaher Landschaftsgestaltung durch unsere Landwirte.
Wie cool wäre es denn eigentlich, wenn wir gemeinsam aus dem Innviertel so ein richtiges Wildbienenparadies zaubern würden?
Tut’s ihr was für Insekten oder speziell für Wildbienen? Lasst es mich wissen! Ich freu mich besonders auch über Fotos, die ich dann auch gerne hier bei mir am Blog veröffentliche!
In diesem Sinne:
Let it bee!

Danke für die Fotos von (Wild)Bienen/Insekten an Lisa Johanna Wachmann :-*