Maria Lichtmess im Innviertel

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Am 2. Februar ist Maria Lichtmess. Die meisten von Euch wissen wahrscheinlich aus Erzählungen, dass das früher von der Landwirtschaft geprägte Jahr anders eingeteilt war als heute: Alles begann und endete an Maria Lichtmess. Was es sonst noch für Gepflogenheiten rund um diesen Tag gab, was es mit dem “Schlenkertag” auf sich hat und warum Weihnachten bis zu Maria Lichtmess dauert – ich habe mich für Euch auf Spurensuche begeben.

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Ein alter Innviertler Spruch


Leharti – wer pfarrt di?
Martini – wo bin i?
Lepoiti – wer koit di?

Zitat Erni Krestl, Altheim


So geht ein alter Innviertler Spruch, der auch Anhaltspunkte gibt, wie man das früher mit den bäuerlichen Dienstverhältnissen (der sogenannten “Dingung“) so gehandhabt hat. Man kann aus diesem Spruch ableiten, dass bereits um den 15.November herum, also zum Hl. Leopold, den Dirnen und Knechten auf einem Innviertler Bauernhof angetragen wurde, dass man das immer auf ein Jahr befristete Dienstverhältnis seitens der Bauersleute gerne um ein Jahr verlängern möchte. Wurde man nicht gefragt, war es einem anzuraten, sich besser um einen neuen Platz für das nächste Jahr umzusehen.

Für neue Dienstverhältnisse war oft die sogenannte Zubringerin oder Weiserin, quasi eine bäuerliche Headhunterin zuständig, die gegen Bezahlung zwischen Dienstgebern und Dienstsuchenden vermittelte. Gute Knechte und gute Dirnen mussten sich genauso wenig Gedanken um ihren Verbleib auf einem Hof machen machen, wie sich gute Bauern, bei denen es immer was anständiges zu Essen gab (das heißt nicht nur im Innviertel viel UND reichlich), Sorgen machen mussten, ob sie genügend Arbeitskräfte am Hof hatten.

Problematisch waren entweder die Arbeitskräfte oder Bauern, die nicht konnten oder wollten. Oder noch schlimmer: beides.

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Gutes Essen war für die schwer Arbeitenden wichtig. Wir arbeiten zwar nimma so schwer, essen aber trotzdem gerne a Bratl

Das Fest Maria Lichtmess am Innviertler Bauernhof

Maria Lichtmess war ein besonders hoher Festtag (bis 1912 sogar ein gesetzlicher Feiertag!) bei dem wie an den anderen Bauernfeiertagen am Hof nur das Allernotwenigste erledigt wurde. Der Rest des Tages war für “Vergnügungen” wie Kirchgänge und Wallfahrten frei. Ausgenommen davon war aber die Bäuerin und ihr Kucherl (die Küchenhilfe), die sich natürlich besonders an diesen Tagen darum kümmern mussten, dass genügend gutes Essen für die schwer arbeitenden Männer (und Frauen!) auf den Tisch kam.

Wie es sich für einen hohen Feiertag gehörte, gab es durchaus das Innvierlter Einsermenü: Bratl a da Rein, Kiacheln, Pofesen mit einer Bier- Most- und Schnaps Begleitung. Die meisten Bauersleute haben sich da nicht lumpen lassen im Innviertel, so erzählte man mir.

Wie der Name Lichtmess schon vermuten lässt, ging es an diesem Tag vorwiegend um das Licht und die Segnung desselben. Man trug sämtliche Kerzen und Kerzlein des Hauses in die Kirche um sie generell, für oder auch gegen besondere Anlässe (Unwetter, Tod, Fruchtbarkeit…) weihen zu lassen. Es war das besondere Vorrecht der Großmagd, die Kerzen in die Kirche und wieder zurück zu bringen.

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Wachsstöckl

Angeblich wurde an dem Tag den Mägden am Hof von den Knechten auch Wachsstöckl geschenkt, zum Dank dafür dass die ihnen jeden Tag ihr Bett gemacht haben. Das ist zumindest die offizielle Version. Ob das wirklich so stimmt, kann ich heute leider nicht mehr beurteilen. Wenn Ihr noch die Chance habt, eine richtig alte Oma zu haben, fragt sie mal und sagt es mir dann 🙂

Für immer untrennbar mit dem Hof verbunden…

Am Abend beim Rosenkranz, man war da früher ja ein kleinwenig katholischer als heute, versammelte man sich zu Maria Lichtmess um den Stubentisch und entzündete für jeden verstorbenen Angehörigen und “Verewigten des Hofes” eine Seelenkerze. Ein Brauch, der bei uns in der Familie übrigens immer noch am heiligen Abend gemacht wird, wir stellen die Kerzen allerdings ins Fester. Ihr auch?

Schon früher drückten die Menschen mit dieser Gepflogenheit ihr Verbundenheit mit den ihnen Vorangegangenen aus. Alle, die einst der Bauersfamilie angehörten oder als Dienstboten am Hof verstorben waren, waren und werden für immer untrennbar mit dem Hof und den darauf jetzt lebenden Menschen verbunden sein. Und dann frage mich noch einmal wer, ob es denn eine große Verantwortung ist, so einen Innviertler Bauernhof zu übernehmen, wenn man die gesamte verstorbene Verwandtschaft samt Bediensteten mitüberschrieben bekommt 😉

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Ein typischer Innviertler Bauernhof im Feburarnebel

Maria Lichtmess – Darstellung des Herren – Maria Reinigung – Weihnachten

Maria Lichtmess war übrigens gar nicht der ursprüngliche Name dieses Feiertages, man nannte ihn auch “Darstellung des Herren”. Und dass genau am 02. Februar die Weihnachtszeit aus ist, hat genau damit zu tun…

Es war nämlich so:

Im Alten Testament (und somit in jüdischer Tradition) galt eine Frau nach einer Geburt als “unrein” und durfte danach eine gewisse Zeit nicht in den Tempel gehen. Sie musste bei der Geburt eines Sohnes zur Reinigung (und damit klärt sich auch der Name “Maria Reinigung”) 1-2 Tauben opfern und in schlimmen Fällen ein Schaf. Das tat sie 40 Tage nach der Geburt des Sohnes. Der 40. Tag nach Weihnachten ist der 2. Februar und somit endet die Weihnachtszeit mit diesem Opfer am 2. Februar.

Da es sich bei Jesus noch dazu um einen Erstgeborenen handelte, war er (wie alle Erstgeborenen damals) “Eigentum Gottes” und musste demnach von den Eltern erst ausgelöst werden – dazu brachte man ihn zum Priester und er wurde “dargestellt”. Voila, die “Darstellung des Herren” also.

Aber zurück zum Brauchtum um den Tag

Die Bezahlung der Dienstboten erfolgte an Maria Lichtmess

Früher erhielten die Arbeitskräfte am Bauernhof ihren Lohn nur ein mal im Jahr, an Maria Lichtmess. Davon ausgenommen waren natürlich verderbliche Naturalien, die z.B. die Melkerin bekam. Diese erhielt oft bei jedem Brotbacken einen Laib extra, mit dem sie ihre Familie versorgte.

Neben dem Geld erhielten die Dienstboten auf einem Bauernhof an diesem Tag meist auch die Zukehrung: drei Hemden, drei grobe Arbeitsgewänder (“Fetzen”) einen Rock (ein Sakko), ein Paar Schuhe, ein Paar Pantoffel, das war für einen Knecht früher üblich. Bis auf den Großknecht. Der erhielt ein Paar Schuhe mehr. Die Mägde bekamen auch oft etwas für ihre Aussteuer, z.B. Flachs oder Leinwand.

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Aus Flachs macht man… Leinen!

Der Schlenkertag – der Tag nach Maria Lichtmess

Allerdings wechselten die Mägde und Knechte nicht an Maria Lichtmess den Dienstort, so wie es immer heißt, sonder am Tag danach, am “Schlenkertag” oder auch “Blasentag“. Der letztere Name ist eher vom Hl. Blasius abgeleitet, als von den Blasen auf den Füßen, die man sich beim Umzug holte. Auch wenn es passend wäre. An Maria Lichtmess wäre so ein Wechsel ob der vielen katholischen Verpflichtungen auch gar nicht zu bewerkstelligen gewesen.

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Am 3. Februar wanderten die Dienstboten also dann wirklich zu ihrem neuen Dienstort bzw. wurden sie mit Schlitten oder Wagen gefahren. Ihre Sachen wurden in Schränken und Truhen transportiert. Ein Paradeexempar einer Truhe ist – von Papa Mosauer eigenhändig restauriert – immer noch am Mosauerhof zu bewundern. Falls ihr einen alten Bauernkasten Euer Eigen nennt, schaut mal auf die Oberseite, die meisten haben dort einen Griff zum einfacheren Tragen – für Umzugszwecke.

Haben sie keinen Griff, gehörten sie wahrscheinlich einem Bauern oder einer Bäuerin. Umzugsgriffe waren da nicht notwendig, weil Scheidungen gab’s damals ja nicht.

Am neuen Hof

Kam ein neuer Dienstbote auf den Hof, so wurde dieser nach seiner Ankunft durch den Hof geführt und die Arbeitseinteilung besprochen. Es wurde mir auch erzählt, dass erst an diesem Tage genau vereinbart wurde, was der Lohn für die Arbeit war und die Sonderkonditionen, heute würde man es wohl “Fringe Benefits” nennen, wurden ausgehandelt. Ob’s stimmt?

Zu Mittag brachte die Bäuerin dann oft Krapfen / Kiachln / Bauernkrapfen auf den Tisch, die übrigens mit Sauerkraut besonders vorzüglich schmecken (das müssts mal probieren, wenn ihr noch nicht habt!) und dann ging es auch schon los mit der Arbeit bis zur nächsten Maria Lichtmess.

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Kiachln mit Krautsuppe – eine Köstlichkeit

Übrigens: Weil ich öfter mal gefragt werde – die Dinge die ihr hier ab und zu über Innviertler Traditionen lest, habe ich entweder aus den Überlieferungen, durch Gespräche und Interviews mit “Zeitzeugen” in Erfahrung gebracht oder aus Büchern. Bei allen Gemeinsamkeiten ist selbst das Innviertel in seinen Traditionen und Bezeichnungen ein überraschend heterogener Haufen. Etwas, das ich hier in meinem Blog so beschreibe, stellt also keineswegs einen Allgemeingültigkeitsanspruch. Natürlich kann es bei Dir im Ort etwas gar nicht so geben oder aber komplett anders gehandhabt oder benannt werden. Und wenn das so ist, freue ich mich drüber, wenn DU mir das schreibst! Ich verstehe Traditionen als etwas, über das ich Bescheid wissen möchte, um meine sozio-kulturelle Herkunft zu verstehen. Keineswegs möchte ich den Eindruck erwecken, dass früher alles besser war und ein Ideal beschwören, das es nur in der verklärten Rückschau geben kann.

5 Kommentare zu „Maria Lichtmess im Innviertel

  1. “Liachtmessen – Suppn ban Tag essen” hat mei Oma imma gsagt. Wahrscheinlich weils nimma so früh finsta wird 😉

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