
Ja, ich weiß schon: Einen Beitrag über Wintergemüse zu schreiben, wenn wir uns alle schon wieder nach Frühling, frischem Bärlauch und blühenden Kirschbäumen sehnen, ist ein wenig… gewagt. Im besten Fall. ABER: Als Wurzgartenbesitzerin oder Wurzgartenbesitzer machst du dir wahrscheinlich gerade jetzt Gedanken, was du heuer wo in deinem Garten anbauen willst. Also ist es genau JETZT die richtige Zeit, schon den nächsten Herbst und Winter mitzudenken, denn du kannst deinen Garten viel länger als September nutzen – ohne dass du dann nur mehr Karotten knabberst.
Ich hab ja 2023 zum Jahr der mosauerischen Weiterbildung erwählt und mich daher über Weihnachten zu den diversesten Kuren am LFI (dem ländlichen Fortbildungsinstitut – die Bildungseinrichtung der Landwirtschaftskammern) angemeldet. So auch zu einem Kurs der ganz unscheinbar mit dem Namen “Bio-Wintergemüse – Anbau und Kultivierung” daherkommt. Was werden wir da schon machen, ein bissal über Karotten, Rote Rüben und Kraut reden halt. Hab ich mir gedacht. Tja, weit gefehlt!
Denn viele Gemüsearten sind frostfester wir bislang geglaubt haben (und so wie es in den Gartenbüchern steht). Das sage nicht ich, sondern das sagt Wolfgang Palme von der Höheren Bundeslehr- und Versuchsanstalt Schönbrunn, Gründer der City Farm Augarten und unser Seminarleiter.
Wolfgang muss es wissen, denn er beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema und ist auch Autor mehrerer Bücher darüber (u.a. “Frisches Gemüse im Winter ernten” oder “Ernte mich im Winter”). Ersteres habe ich mir zugelegt und mein Wissen auch noch mit einem anderen Buch ergänzt (“Wintergemüse Anbauen” von – kein Witz – Burkhard Bohne). Ein wenig erzähle ich dir aber heute über das Seminar, und vor allem was ich da gelernt habe.

Warum überhaupt Wintergemüse anbauen?
Nun gut, dass man mit Gemüse – solange man es nicht tot kocht – irgendwie auch Vitamine zu sich nimmt und das gerade in der Husten- und Schnupfensaison grundsätzlich eine gute Idee ist, ist jetzt ja keine brandneue Information. Dass wir aber alle kollektiv im September (oder spätestens Oktober) unsere Beete abernten und einwintern und dann wieder frühestens im März – ohne Frühbeet und Glashaus realistisch aber erst Mitte Mai – bepflanzen, ist im privaten Hausgarten noch zu vertreten, im landwirtschaftlichen Gemüsebau bedeutet das aber sechs bis acht Monate leere Beete. Und leere Beete bringen: kein Einkommen und nutzen das Potential nicht aus. Auch im privaten Garten!
Es spricht also einiges dafür, auch den Herbst und Winter für den Anbau von Gemüse zu nutzen. Viele Gemüsearten sind ohnehin als Wintergemüse bekannt (Kohl, Spinat, Karotten und co.) aber auch Radiccio, Zichorien, Mangold, Ruccola, Petersilie, Radieschen und Koriander (ja!, auch Koriander) sowie Salate und noch viele Gemüse und Kräuter mehr gehören in das herbst- und winterliche Gemüsebeet. Was alles (und wie) geht, steht entweder in Büchern, oder im Internet.

Was muss ich beim Wintergemüse Anbau beachten?
Das Wichtigste im Herbst und Winter ist die Versorgung mit Wasser. Die Pflanzen brauchen zwar Wasser, zuviel ist aber gerade in der kalten Jahreszeit richtig schlecht. Denn die feuchte Witterung begünstigt Pilzkrankheiten und Fäulnis. Die gute Nachricht: Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen fallen, verlangsamt das Gemüse das Wachstum und braucht ohnehin weniger Wasser. Gießen kann man sich daher oft überhaupt sparen, das Problem ist eher ein zuviel an Wasser an den Pflanzen.
Für den Winteranbau sollte man also die Pflanzen:
- weiter auseinander setzen, damit der Wind die Pflanzen trocknen kann
- keinesfalls über die Blätter gießen (wenn es überhaupt notwendig ist, zu gießen)
- als Schutz vor zu viel Nässe (und weniger vor der Kälte!) abdecken und regelmäßig lüften.
Um im Winter eine reiche Ernte einzufahren, muss man aber dementsprechend vorausplanen. Denn wie schon erwähnt, wächst im Herbst alles langsamer und gewisse Gemüsesorten haben von Haus aus eine sehr lange Entwicklungszeit. Kohlsprossen (in Deutschland: Rosenkohl) zum Beispiel muss im Mai ausgesät werden. Gut, dass es mittlerweile Pflanztabellen gibt, die den Aussaat und Erntezeitpunkt auch für Wintergemüse berücksichtigen (in dem Palme Buch ist ein solcher übrigens dabei, das Internet ist da aber auch sehr hilfreich!)
Welche Arten von Winterschutz eignet sich für Wintergemüse?

Gartenvlies und Lochfolien – sind wasserdurchlässig und schützen mehr vor starken Temperaturschwankungen. Folien erwärmen dabei die Erde mehr als Vlies.
Glocken – werden einfach über einzelne Pflanzen gestülpt
Mistbeet – erzeugt Wärme durch die Verrottung von organischem Material
Frühbeet – heizen sich anders als das Mistbeet nur durch Sonneneinstahlung auf
Folientunnel – haben den großen Vorteil, besser belüftbar zu sein als Vlies und Lochfolien
Gewächshaus – die Luxusvariante unter dem Winterschutz
Mulchen
Beim Mulchen scheiden sich die Geister – Das eine Buch (Wintergemüse anbauen) lobt auch im Winter das Mulchen als guten Schutz gegen Frost und co, Wolfgang Palme hingegen vertritt die Meinung, dass Mitte Jänner sämtliches Mulchmaterial vom Beet genommen werden sollte (so denn noch eines drauf ist) und das Beet bis März/April frei gelassen werden sollte. Da er mit verschiedensten Betrieben ausführliche Versuchsreihen zum Winteranbau gemacht hat, vertraue ich ihm da einfach mal. Wenn du andere Erfahrungen gemacht hast, freue ich mich über dein Feedback!
Als kleines Beispiel, was alles an total untypischen “Wintergemüse” möglich ist, habe ich mich hier für den Salat im Winter entschieden:
Kopfsalat zu Weihnachten – so geht’s

Kopfsalate gibt’s in 3 Varianten:
- “klassisch” mit weichen Blättern und lockeren Köpfen
- feste Köpfe – “Eisbergsalate”
- Batavia Salate mit festen Köpfen und vielen Umblättern
Für die Winterernte unter Vlies oder Hauben sät man im Juli/August aus – und weil Salat über 20°C nur sehr schlecht keimt am besten in einer kalten Garage oder Schuppen – und pflanzt ihn im August bis September. Die Ernte erfolgt dann im November bis Jänner.
Für spätere Ernte sät man bis September und pflanzt im Oktober in das Gewächshaus oder das Frühbeet. Beides muss im Winter gut gelüftet werden. Die Überwinterungssalate können dann im Februar und März geerntet werden.
Frost macht Salat übrigens nichts aus – wenn man ihn nicht berührt!
Auch geeignet für den Winteranbau sind sämtliche Zichorie – die lassen sich auch gut einfach in der Wiese aussäen und wachsen dann dort das Jahr über – und natürlich Feldsalat, Multileaf- und Asia Salate. Bitte dann jeweils die entsprechenden “Pflegeanleitungen” im Internet oder in Büchern beachten.
Gelernt: Koriander ist ein Wintergemüse!

Naja um korrekt zu sein, Koriander ist ein Herbst und Winterkraut. Jahrelang hab ich mich ja richtig geärgert. Ich hab Koriander laut Packungsanweisung im Frühling ausgesät und hatte nie viel Freude daran, weil der spätestens im Juni in den Samen gegangen ist und nix war’s mehr mit Koriander. Am Seminar habe ich aber gelernt: Koriander gehört eigentlich in den Herbst und Winter, da ist er wesentlich besser zu ernten – und das Jahr drauf bildet er dann im Juni Samen aus. DAS war vielleicht ein AHA Erlebnis. Und das mit dem Winteranbau von Koriander werde ich heuer auf jeden Fall ausprobieren! Übrigens:
Was ich umsetzen werde…
Und was hab ich mir an Plänen aus dem Seminar mitgenommen? Wie wird der Winter-Wurzgarten bei der Mosauerin heuer aussehen? Ich bin ja natürlich so motiviert aus dem Seminar gegangen, dass ich mir JEDE Menge vorgenommen habe. Ich hab auch schon meine Beete so beplant, dass sich 3 Durchgänge an Gemüse ausgehen müssten ( z.B. in einem Beet jetzt Erbsen, ab Mai Gurke, ab September Karotten)
Ich habe im Plan heuer -neben dem klassischen Sommergemüse – drinnen:
- Chinakohl
- Wirsing
- Grühnkohl
- Rosenkohl
- Radiccio
- Zicchorien
- Brokkoli
- Lauchzwiebel
- Koriander
und bin schon sehr gespannt, ob ich’s durchziehe und wie es mir gelingen wird. Ich werd auf jeden Fall berichten!
Und du? Wintergemüseanbau, ist das was für dich???