INNVIERTLER DIALEKT

Oder: Wia’s dahoam hoit so redn

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Du weißt, du bist aus dem Innviertel wenn…

…dich ein Wiener am Telefon nicht versteht und du anstatt ins Hochdeutsch zu wechseln, alles noch einmal im Dialekt wiederholst.

Nur lauter.

Zitat Beste-Back-Schwester

Das Innviertel – gemeinhin auch bekannt als der wunderbarste und schönste Landstrich der Welt – hat nicht nur seine eigene Geschichte, sondern natürlich auch seine eigene Sprache entwickelt. Gut, das eine hatte ein wenig mit dem anderen zu tun. Genaugenommen sogar sehr viel, denn wie Ihr sicherlich wisst, gehört das Innviertel noch gar nicht so lange zu Österreich. Ziemlich genau nämlich erst seit dem Frieden von Teschen – 1779 war das und da wurde aus “Innbaiern” per Anordnung das “Innviertel” und gehörte fortan (naja endgültig dann erst nach dem Wiener Kongress) zum Land ob der Enns.

Wer die heutigen Innviertler auch nur ein wenig kennt, kann ahnen, wie “begeistert” sie darüber gewesen sein mussten…

Besonders, weil sie ja eigentlich gar nicht viel mit dem Rest des Landes gemein hatten – nicht mal aufregend viel Most tranken sie. Nein, die Innviertler tranken Bier (alleine in Altheim mit seinen 4.800 Einwohnern gibt es IMMER NOCH zwei Brauereien, ich glaub es waren mal fünf) – und die Habsburger gingen da einfach her und erhöhten die Getränkesteuer. Na, die Innviertler waren vielleicht grantig!

Nicht besonders gefallen hat ihnen bestimmt auch, dass sie Lehrer aus der Hauptstadt geschickt bekamen, die ihnen den österreichischen Dialekt beibringen und den bairischen austreiben sollten. So ganz gelungen ist es den Habsburgern damals trotz aller Bemühungen und Verordnungen aber nicht, denn der Innviertler (und natürlich auch die Innviertlerin) spricht die Wörter immer noch ein wenig anders (genau nämlich westmittelbairisch) aus.

Ein paar Beispiele gefällig?

Jo freili werst hiazt sagn! (das alleinstehende “a” bitte immer geschlossen, also schon fast als “o”sprechen)

Zu Milch sagen wir “Milli” oder “Muich”, “mia kemman” und mia kumman net, mia san “dahoam” und net daham, a “Stoa” is und bleibt a Stoa und wiad nia zum Sta, is er ah nua so “kloa” und net kla, goi?

Ortsangaben

Genauso haben sich bei uns auch andere Ortsangaben entwickelt wie anderswo, wie zum Beispiel die jeweiligen Gegenspieler “hibei” und “hidan” (näher bei etwas oder jemanden und weiter weg von etwas oder jemanden) sowie “zuwi” und “dani” (sich etwas oder jemanden nähern und sich von etwas oder jemanden entfernen) – ok das muss ich vielleicht noch anhand eines Beispiels erklären: Wir nehmen an, wir haben eine Bank mit Tisch, die an einer Wand steht und einen Sessel beim Tisch. Eine Frau setzt sich daher in jedem Fall zum Tisch zuwi und sitzt dann in jedem Fall hibei, wenn sie sich auf die Bank gesetzt hat. Sitzt sie auf dem Sessel, sitzt sie in jedem Fall von der Wand hidan aber ebenfalls beim Tisch hibei. Rückt sie von unserem Tisch weg, rückt sie dani und ist schließlich irgendwann hidan. Manchmal rutscht sie aber nur ummi, weil sich noch wer zuwi setzen will.

Verwirrt? Aba geh, da geht noch was…

Die besondere Zahl 2

Die lapidare Beschreibungen…
“Do gengan zwoa”
“Do gengan zwe”
“Do gengan zwo”
…mag vielleicht für Außenstehende alles das Selbe bedeuten, wir Innviertler wissen aber, dass hier im ersten Fall ein Mann und eine Frau, im zweiten Fall zwei Männer und im dritten Fall zwei Frauen des Weges gehen. Zwoa wird übrigens auch für sächlich und seit geraumer Zeit auch immer öfter für weiblich oder männlich verwendet. Das Zwoa verdrängt also zwe und zwo im täglichen Sprachgebrauch. Schod drum.

Richtungen

Aber auch Ortsbezeichnungen können nicht nur Nicht-Innviertler sprachlich manchmal recht irritieren:

Wenn der Innviertler “auf Riad” fährt, braucht er kein Flugzeug und schon gar keinen Reisepass zur Einreise nach Saudi Arabien, dann begibt er sich nämlich einfach nach Ried im Innkreis und wer hätte gedacht, dass es sich bei den Orten “Saiga Hans” und “Sankt Johann am Walde” um den gleichen Ort handelt – also ich wusste das als Kind nicht! Meine Herren, war das eine Überraschung, als ich lesen konnte…Ratet mal was erst los war, als ich dann auch noch erfahren habe, dass es sich bei “Henat” um “Höhnhart” handelt…

Apropos Lesen. Einer der großen Mundartdichter des Innviertels ist (neben dem Franzl Stelzhamer der mit seinem Hoamatgsang den Text zur oberösterreichischen Landeshymne “Hoamatland” ablieferte) sicherlich Gottfried Glechner. Man sagt, dass man als Innviertel affiner Mensch zumindest seinen “Bairischen Odysseus. Mundartepos in Hexameterversen.” gelesen haben MUSS. Ich hab’s das nicht getan und bin trotzdem eine waschechte Dosige. Also tut’s Eich net awi!

Durch meinen langen Jahre im steirischen Exil und meinem g’schlamperten Verhältnis mit einem Niederösterreicher ist aber auch mein Dialekt lange schon nicht mehrso ganz original innviertlerisch, sondern einen Mischmasch aus mehreren Dialekten aber es wird wieder! Der Weizen wird zum Woaz, der Mais zum Gugarutz, Hafer zum Howan, der einen manchmal sticht – all diese Wörter werden immer noch verwendet und die hört man auch oft hier.

Natürlich habe aber auch ich trotzdem so meine Lieblingswörter im Innviertlerischen, die aber vielleicht nicht mehr so oft verwendet werden. Eines davon ist zum Beispiel “Bissgurrn” – ihr kennt es vielleicht als Bissgurkn – das wörtlich “bissige Stute” bedeutet (im Mittelalter nannte man Stuten Gurren) und als Bezeichnung für ein zänkisches Weibsbild verwendet wird. “An aschling” bedeutet rückwärts und ist einfach grandios bildlich. Auch mag ich immer noch Raner und Ruam – also rote Rüben und Karotten – nicht nur verkochen und essen, auch sprechen. Und weil wir gerade vom Essen sprechen: Pofesen. Aber die mag ich irgendwie mehr essen als sprechen. Ich glaub ich geh mir direkt mal kurz welche machen…

Vorher möchte ich aber noch kurz von Euch wissen: Wie schaut das bei Euch aus? Sprecht Ihr (noch) Dialekt, wenn ja, welchen? Was sind Eure “Lieblings Dialekt Wörter”? Habt Ihr auch so Lieblinge wie ich?

ois liabe
mosauerin
ah a so a oide Bissgurrn (sogt d’Mama)

Danke

an Andrea aus Saiga Hans für den Hinweis, dass es Sankt Johann AM Walde heißt und nicht IM Walde