Ausroasen – ein Plädoyer

November 2018

Einmal im Jahr soll man dorthin fahren, wo man noch nie gewesen ist.


Einmal im Jahr soll man dorthin fahren, wo man noch nie gewesen ist. Sagt zumindest der Dalei Lama. Und wer bin ich schon, den Kerl in Frage zu stellen. Also machte ich mich auch heuer – dieses Mal ganz alleine – auf, einen neuen Platz auf der Welt für mich zu entdecken. Und um etwas für mich zu lernen. Und über mich. Das Schöne am alleine reisen ist nämlich, man kann sich selbst so schlecht aus dem Weg gehen. Und man lernt so viel über sich selbst, ob man nun will oder nicht.

Meine Reise verschlug mich in den hohen Norden Deutschlands. Ich fuhr „in Ferien“ (die Deutschen sagen das so) „auf Rügen“ (deto). „Geh Mosauerin wos mechast denn do, do gibt’s do koa Bratl“ „Imma nua den stingadn Fiiisch“ „Und donn de gonzn Preissn“ – ja, ja ich weiß schon, dass wir Innviertler zu einer gewissen MIA-SAN-MIA Mentalität neigen. Aber um genau nicht zu so einem Heimatterroristen zu werden, sollte man sich in ziemlich regelmäßigen Abständen eben NICHT an die oberösterreichische Landeshymne halten und eben doch a wengal ausroasen. Weg von dahoam is dahoam.

Weg vom Gewohnten. Neue Perspektiven! Abstand hilft einem nämlich dabei, seinen Standpunkt zu überprüfen – und gegebenenfalls zu verändern. Das gilt nicht nur für den auf Google Maps sondern auch besonders für den im Kopf.

Das Leben beginnt am Ende der Komfortzone und erst dann, wenn du am Bahnhof im Ostseebad Binz stehst, kein einziges Taxi auf dich wartet und du keine blassen Schimmer hast, wie du die letzten 8 Kilometer deiner Reise mit einem Riesenkoffer und ohne Plan zurücklegen sollst, aber du einfach WEISST, dass sich alles schon irgendwie von selbst ergeben wird: dann bist du angekommen. Nicht nur im Urlaub, sondern auch im Leben.

Und für nächstes Jahr weiß ich auch schon wo es hingeht. Ich hab mir ein ganz spezielles exotisches Plätzchen ausgesucht, an dem ich auch noch nie war: In der Therme Geinberg nämlich. Wegen der Komfortzone warats.

Erschienen in den Oberösterreichischen Nachrichten in der Rubrik Unser Innviertel

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