Jänner 2017
Warum wir Innviertler keine anderen Menschen mögen.

Der Innviertler an sich hat es ja nicht leicht in der Welt. Politisch meist vollkommen unverstanden, hindert ihn auch noch die Sprache am adäquaten Gedankenaustausch mit all den Ausländern. Für den Innviertler sind übrigens nicht nur diejenigen Menschen zu dieser Gruppe zu zählen, die von weit her mit vielen Hoffnungen auf ein besseres Leben ins Innviertel kommen sondern alle Nicht-Innviertler. Da der Innviertler nämlich mit der ihm eigenen Selbstverständlichkeit davon ausgeht, dass es gewiss keinen einzigen anderen Platz auf der Welt gibt, der auch nur annähernd so schön ist und ihm ein halbwegs menschenwürdiges Leben ermöglicht, ist es ihm schier undenkbar, dass überhaupt Menschen existieren könnten, die nicht im Innviertel leben wollten. Da im Innviertel aber nicht so viel Platz ist, um alle Menschen im Innviertel wohnen zu lassen und gleichzeitig mit dem absolut notwendigsten täglichen Minimum an Surspeck, Bratl in da Rein, gebackenen Leberknödel und Bier zu versorgen, mag der Innviertler alle anderen vorsorglich gleich einmal nicht. Er fürchtet nämlich, dass das Innviertlersein eventuell vergänglich sein könnte und daher sicherheitshalber durch eine regelmäßige und ausreichende Zufuhr an den vier Innviertler Grundnahrungsmittel *) aufrechtzuerhalten ist.
In der Fremde, in die sich der Innviertler zwangsweise lediglich zum Studieren oder auf Montage begeben muss, ist dies nur durch den regelmäßigen Export von Innviertler Nahrung oder durch Hochzeit mit einer halbwegs der Innviertler Küche mächtigen Person möglich. Nicht umsonst erreichen mich laufend Hilferufe verzweifelter Frauen, die nach original Innviertler Rezepten für „diese b‘sundan bochanen Lebaknedl, de’s nur im Innviertel gibt und vo de wo er imma redt“ fragen. Aber ich helfe gerne. Komplett uneigennützig. Wenn die andern nämlich woanders innviertlerisch kochen, bleibt mehr für uns dahoam.
*) Vegane Innviertler sind historisch nicht zu belegen, da sie bereits zehn Minuten nach ihrem Entstehen an vermindertem Cholesterinspiegel absterben.
Erschienen in den Oberösterreichischen Nachrichten in der Rubrik Unser Innviertel