Februar 2017
Eine neue Spezis hat sich im Innviertel breitgemacht.

Auf Innviertler Bauernhöfen trifft man in letzter Zeit auf ein besonders gefährliches Tier. So gefährlich, dass es seit Monaten isoliert von andern Tieren gehalten werden muss. In Ställen, die dafür ausgelegt wurden, dass die Tiere sich über Nacht darin aufhalten und untertags eben nicht. Weil es ihrer Natur entspricht, nach Würmen zu scharren, Sandbäder zu nehmen und durch die Gegend zu spazieren. Eine davon ist Gerlinde, mein Killerhuhn.
Was genau macht aber nun meine Gerlinde so gefährlich? Die Vogelgrippe. Keinesfalls kann diese aber so hochgradig ansteckend sein, wie man lesen kann. Wenn dem nämlich so wäre, würden wir laufend über Vogelleichen stolpern. Tun wir aber nicht. Im gesamten Februar sind in Österreich bis jetzt 17 Fälle von H5N8 in Wildvögel gefunden worden. Das ist schon ein bisschen weit weg von apokalyptischen Ausmaßen.
Aber selbst wenn H5N8 wirklich so ansteckend sein sollte: Wie würde meine Gerlinde andere Hühner überhaupt anstecken? Gut, wenn sie ein g’schlampertes Verhältnis mit Nachbars Gockl anfängt, aber wie steckt sie Hühner aus konventionellen Tierhaltung an? Oder stürzt sich da ein infiziertes Hendl kamikazemäßig durch die Lüftung und verendet gekonnt zwischen Huhn 104.769 und 104.770? Könnte das Ganze Getue nicht irgendwie total übertrieben und hysterisch sein? Trägt man als Tierhalter keine Verantwortung mehr für seine Viecher und entscheidet selbst, nachdem man sich informiert hat?
Gerlinde will raus. So schaut’s aus. Und dieses Risiko würde ich mich trauen einzugehen. Auch auf die Gefahr hin, dass sie vielleicht nicht so lange lebt, dafür aber ihrer Bestimmung nachgeht: draußen in der Wiese scharren, ein paar Eier legen und ausgiebige Sandbäder nehmen.
Erschienen in den Oberösterreichischen Nachrichten in der Rubrik Unser Innviertel