März 2019
Innviertel est omnis divisa in partes duo…

Jahrelang im feindlichen Ausland gelebt, war ich immer der (offenbar kühnen) Annahme, wir Innviertler seien zwar natürlich alle in unseren Persönlichkeiten unterschiedlich, kulturell und vom Selbstverständnis her sähen wir uns aber doch als relativ ähnlich sozialisiert. Ihr auch? Mitnichten meine Lieben! Mitnichten.
Da tingele ich seit Jahren mit meinem Bauchladen an Innviertler Schenkelklopfern durch die Lande und erzähle den Leuten, ob sie es hören wollen oder nicht, (wir Innviertler sind da ja gerne recht missionarisch veranlagt), dass wir uns im Innviertel IMMER und DAUERND grüßen, dass wir gleich mit jedem per Du sind, kläre über die bedeutungsschwangeren Worte „schmeckts da leicht net“ auf, kehre verloren geglaubte Dialektwörter vo da Duin oi und dann das.
Dann ist das gar nicht so! Dann gibt es in unserem wunderbaren, gemeinhin als der schönste Landstrich von hier bis Gramatneusiedel bekannten Land mit den saftigsten Wiesen, blühenden Ackerhainen und den sich sanft im Wind wogenden Ähren der Kornfelder inklusive romantischen Blick auf das örtliche Gewerbegebiet eine Gattung Innviertler, die mir doch glatt erklärt: „Wenn du bei uns sagst ‘kemmts amoi vorbei‘ fassen wir das wirklich als Einladung auf. Und kommen.“
Ich sags Euch, ich hätt mich fast an meinem Surbratl verschluckt. Und konnte nur mit einem beherzten Schluck vom Bier Gröberes verhindern. Jo derfs denn des dert gebm? Diese Leute, die es schier befremdlich finden und ernsthaft hinterfragen, warum ich denn in Gotteshimmelswillen den Nachbarn jetzt SCHON wieder grüßen muss, nur weil der zum dritten Mal innerhalb einer Stunde mit seim oscharign Traktor as Hilling ausfahren vorbeifetzt. Diese Leute, die sich mit einer Antwort a la „Weils hoid aso is“ nicht zufrieden geben. Diese Leute, die nicht wissen, was a schlechte Nachred ist. Und warum man sie aufs peinlichste vermeiden muss. Jo mei, werds jetzt sogn, wos regtsasi denn auf. Und es habt’s ja recht: Stodinger hoit.
Zwecks da Nochred warats: Keiner meiner Nachbarn fährt einen oscharign Traktor, die brausen alle mit den allerneuersten Modellen gen den Innviertler Sonnenuntergang.
Erschienen in den Oberösterreichischen Nachrichten in der Rubrik Unser Innviertel