Talking about a Renovation

Oktober 2019

Das Wunder des Lebens


Dass nach dem Sex, wenn man nicht aufpasst oder es drauf anlegt, nach neun Monaten ein Mensch das Licht der Welt erblickt, mag zwar manchen Menschen wie ein Wunder erscheinen – zumindest, wenn man den diversen Geburtsanzeigen Glauben schenken mag – ist aber zumindest biologisch erklärbar. Dass am Ende des frommen Innviertler Wunsches „I hed stott dem Fensta dodan gern a Dia“ aber wirklich ein öffen- und verschließbares Loch in der Mauer ist, durch das man die Außenwelt betreten und auch wieder verlassen kann, sprich dass do a Tür ist, ist wahrlich eines der letzte Rätsel der Menschheit.

Der Innviertler an sich kommuniziert ja schon gerne ausgesprochen vage und zwischen den Zeilen, ich erinnere hier nur an das legenäre „Basst scho“ – das ja zwischen der absolut romantischsten einwendigsten Liebeserklärung aller Zeiten und dem letzten Satz vor dem Abschuss sämtlicher am Planeten verfügbarer Atomwaffen und der damit einhergehenden Ausrottung der Menschheit so ziemlich alles bedeuten kann. Unsere Innviertler Handwerker – und ich stehe total auf meine Georgs, Karlis und Ferdls – sind Meister der indirekten Kommunikation, von denen wir alle noch was lernen können.

Zum Beispiel zum Thema Zeitangaben: „Und wann machen wir das?“ „Nicht bevor die Tür da ist“, „diese oder nächste Woche“, aber „I meld mi“ auf jeden Fall „schau i mal“ und „schieb des eini“. Und so reden die nicht nur mit mir. So reden die auch untereinander. „Des geht se scho irgendwie aus“, „Des mochma scho“, „mochst du zerscht des, dann kimm i und moch des onda, donn er und donn ko er a“. Dass sich da noch wer auskennt, ist mir ein Rätsel.

Jaja, während sie jetzt gemütlich bei ihrem Kaffee oder Tee oder Chai Latte daheim oder im Büro sitzen, schwitz ich gerade ob si des heit wirklich ois ausdageht mit meiner Dia, am Donnerstag dem 24.10 irgendwo im Innviertel. Mitm Maurer, mitm Putzobaklopfa, mitm Elektriker, mitm Installateur und mitm Tischler.

Und I mittendrin im Renovierungswahnsinn.

Erschienen in den Oberösterreichischen Nachrichten in der Rubrik Unser Innviertel

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