Persönliche Freiheit

Juni 2023

Ich versteh ja vieles nicht. Chinesisch zum Beispiel.


Oder wie man Stierhoden essen kann. Oder warum Boule Spielen so im Trend liegt. Dieses Spiel ist ja wirklich nur mit Rotwein, filterloser Zigarette im Mundwinkel und einem Baguette unterm Arm spielbar. Und außerdem von den Spielregeln her mit unserem Plattln zu vergleichen.

Es gibt natürlich Grundregeln, aber die sind nicht Gott-gegeben und können von einem Team durchaus angepasst werden. Dass vielleicht nicht so weit geschossen wird, wenn kleine Kinder mitspielen. Welcher Erwachsene würde da sagen, dass diese neue Spielregel seine persönliche Freiheit einschränkt? Eben.

Das gilt aber auch für andere Bereiche. Je nachdem wie alt sie sind, können sie sich bestimmt noch an die eine oder andere Einführung der folgenden Spielregeln erinnern. Die Gurtepflicht: Ja, liebe Kinder, es war vor 1976 komplett normal, dass man im Auto NICHT angeschnallt war und vor 1985 musste man beim Moped Fahren auch KEINEN Helm aufsetzen!

Das Rauchverbot: Seit 2019 darf man in Lokalen nicht mehr rauchen. Das ist noch keine 5 Jahre her und doch will das wirklich keine mehr ernsthaft rückgängig machen.

Geschwindigkeitsbeschränkung auf Freilandstraßen: Vor 1973 gab es außerorts keine Geschwindigkeitsbeschränkung. Eingeführt wurden die 100km/h aus (und jetzt halten sie sich fest!) Energiespargründen.

Seit 1961 dürfen sie übrigens auch nicht mehr angesoffen mit dem Auto fahren, da wurde nämlich die 0,8 Promille-Grenze eingeführt, die 1998 auf 0,5 Promille reduziert wurde. Sehnt sich irgendwer ernsthaft nach diesen Zeiten zurück?

Sind das alles immer noch diese dramatische Einschränkungen unserer persönlichen Freiheit, wie das damals bestimmt empfunden wurde? Nicht wirklich oder?

Wir sind emotional darüber hinweg. All diese Regeln wurden ja eingeführt, weil man irgendwann draufgekommen ist: „Na hö, das wär schon irgendwie g’scheid, wenn ma das ändern würden“. Ach Kinder, ich sag‘s euch, das mit dem Tempo 100 auf Autobahnen, ich glaub das schaffen wir auch! Wenn sie wirklich persönliche Freiheit brauchen, gehen sie halt Boule spielen und Rotwein trinken. Dann dürfen sie eh nicht mehr fahren.

Erschienen in den Oberösterreichischen Nachrichten in der Rubrik Unser Innviertel

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