Dezember 2020
Der Würfel ist gefallen – auf Innviertlerisch

Der Würfel ist gefallen. Eigentlich heißt es ja: der Würfel ist geworfen worden. Und bedeutet sowas wie: wir können nicht mehr beeinflussen, wie die Situation ausgehen wird. Der Würfel fällt, so wie er eben fällt. Es kimmt, wias kimmt.
Alea iacta est. Wir befinden uns auch in einer Situation, in der wir den Ausgang nicht mehr beeinflussen können. Denn: Weihnachten rückt unaufhaltsam näher. Nur noch ein Mal schlafen und das Christkind kommt. Im Gepäck nicht nur (hoffentlich) jede Menge brauchbarer Geschenke, sondern auch jede Menge Gefolgschaft – in Form der lieben Verwandtschaft. Die man, je nach Besuchstag zu Weihnachten, in verschiedene Klassen der Beliebtheit einteilen kann:
Am Heiligen Abend: klar, da kommt die ganze A-Verwandtschaft. Am Christtag kommt die B-Verwandtschaft und am Stefanitag kommen die, die man halt auch noch irgendwie unterbringen muss. Also die C-Verwandtschaft eben. Falls Sie sich noch nie gefragt haben, warum Sie bei der Mizzi-Tant immer nur am 26.Dezember zum Kaffee eingeladen sind – JETZT wissen sie es: sie rangieren bei ihr unter ferner liefen. Maximal.
Egal aber zu welcher Kategorie Verwandtschaft Sie sich oder die ihrigen Sie aber zählen, eines steht fest: die hungrige Meute will nicht nur gefüttert, sondern auch sattbekommen werden. Also sollte spätestens jetzt die Speis überquellend gefüllt sein. Essen beruhigt nämlich auch die Nerven. Und die werden Sie Weihnachten garantiert brauchen. Weil nämlich die Sätze: „ICH bin Weihnachten nicht da“ bzw. „IHR seid Weihnachten nicht da“ auch keine Lösung sind. Unterm Weihnachtsbaum muss man streiten, damit man sich nachher lieb haben kann. Oder gar nimma miteinander redet. Egal was kommt: da müssma jedes Jahr wieder durch und wir wissen nie, wie es ausgeht. „Alea iacta est“ eben. Wie der alte Römer sagt. Der Franzose würd übrigens sagen: „Ahhhh, les carrots sont cuits“ – die Karotten sind gekocht. Und mia Innviertler? Was würden wir sagen statt „Es gibt kein Zurück mehr“? Wahrscheinlich: „Das Bratl ist im Ofen“.
Bis das nicht drin ist, können Sie immer noch davonlaufen!
Erschienen in den Oberösterreichischen Nachrichten in der Rubrik Unser Innviertel