Dezember 2017
Wer nicht genießt ist ungenießbar. Wer genießt aber noch lange nicht genießbar.

Kennts es des? Wenn einem einmal etwas auffällt – zum Beispiel dass die Godn leicht pflutscht, dann kann man sich irgendwie auf einer Familienfeier auf nichts anderes mehr konzentrieren. Das Pflutschen wird gefühlt immer ärger und ärger und man kann gar nimma hören was sie eigentlich sagt, die Godn. Nur mehr Gepflutschat. Und man möchte schreien: „Ja lass dir halt amoi deine Zehnt richten, Sakkrahaxen!“ Tut es aber natürlich nicht. Man ist ja gut erzogen worden. Und wer weiß, vielleicht gibt’s auch mal was zu erben. Also hält man lieber seinen Mund. Wegen der Erbschaft warats.
Nun, so ähnlich wie mit dem Pflutschat geht es mir gerade mit einem ganz bestimmten Wort. Ich höre, sehe, lese nur mehr EIN Wort überall: Genuss. Wir haben ein Genussland. Leben in einer Genussregion. Die Schweiderl leben auf einem Genussbauernhof, werden vom Genussmetzger in einer Genusswerkstatt zu einem Genussmenü verarbeitet und dem Genussgast auf seiner Genusstour serviert.
Manchmal kommt der Genuss zwar erst hintennach, zum Beispiel derWellness-Genuss, der dann wohl nach dem genossenen Essen stattfindet. Dieses Genussdenken ist schon dermaßen in uns verwurzelt, dass wir offenbar dauernd nur mehr genießen. Aber wurscht wo. Genuss vorne, Genuss hinten, Genuss in der Mitte. Genuss, Genuss, Genuss. Überfluss. Verdruss.
Und der Genuss hat offenbar sogar bereits die Landesregierung unterwandert, sodass mir jetzt auch das Land Oberösterreich nach der Wasseruntersuchung empfiehlt „das Wasser vorerst nicht für Genusszwecke zu verwenden“ Ja Kreizsacklzement, was glauben denn die da z’Linz überhaupst? Des is a Glasl Wasser. Des genieß i do net. Des trink I. Wenn ich das jetzt auch noch genießen muss, dann schrei ich aber wirklich. Egal was ich dann erbe.
Erschienen in den Oberösterreichischen Nachrichten in der Rubrik Unser Innviertel