Juni 2019
Die Zeiten ändern sich, auch bei der Mosauerin.

Als ich jung war, war bestimmt vieles besser, ich kann mich nur nicht mehr daran erinnern. Was aber bestimmt nicht besser war, denn daran kann ich mich erinnern, war meine Mobilitätssituation. Reden wir Klartext: Ich hatte kein motorisiertes Fortbewegungsmittel zur meinigen und alleinig-meinigen Verfügung. Net amoi a Maurersachs. Und das war schon hart. Lieder sollte man über dieses Schicksal schreiben! Wo ist eigentlich der Gabalier, wenn man ihn mal braucht?
Von einer Vespa wagte ich damals ja nicht mal zu träumen, dafür war ich viel zu uncool. Also tat ich das, was damals jedes vernünftige 16 jährige Mädchen vom Land tat – und auch heute noch tut: Ich suchte mir halt einen 18 jährigen Freund mit Auto. Ist bei Regen sowieso bequemer. Alleine schon wegen der Schmusesituation. Aber haben wollt ich trotzdem eine. Sappalot.
Und weil sich die Zeiten ändern, auch bei der Mosauerin, hab ich jetzt a Vespa. Also zumindest mitfahrtechnisch gesehen. Und ich bin gleich ganz ein anderer Mensch auf dem Ding! Und romantisch obendrein!
Stellts Euch das mal vor: idyllisch zu zweit mit der Vespa. Eine sommerliche Ausfahrt im Innviertel. Du kurvst auf sanfte Seitenstraßl herum. Der Wind streift dir durch das Haar und um die Nase. Du riechst das frisch gemähte Gras. Die Grillen zirpen leise vor sich hin. Die Sonne liegt gleißend über der Landschaft. Bei einem Wirtshaus im Gai bleibst du spontan stehen. Unter schattigen Kastanienbäumen teilst du dir ein kühles, frisches Bier mit deiner/m Liebsten im leeren Gastgarten. Und du seufzt und denkst dir: „So schee ko’s Lem sei“
Du machst dich auf den Weg nach Hause und bittest den Wirt: „Deafatma leicht zoin bitte“. Und es schallt dir promt ein innviertlerisches und nur mit viel Wohlwollen als semi-herzlich zu bezeichnendes: „Des is ma sowieso des Liaba“ entgegen. Was hättest du dich früher aufgeregt.
Und heute? Du zuckst mit den Schultern, steigst auf Deine Vespa und fährst gen Sonnenuntergang.
Ich sag ja. Ein anderer Mensch. Oder wie schon Andreas Gabalier nie singen würde: de deims, de a e tschenschin.
Erschienen in den Oberösterreichischen Nachrichten in der Rubrik Unser Innviertel