September 2020
Irgendwann werd ich mal reinkommen und dann wird er da sitzen

Von unserem Bundeskanzler kann man ja halten was man will. Man kann ihm auch bestimmt vieles vorwerfen, aber man kann ihm nicht zur Last legen, dass er nicht tief in die Seele seiner Schäfchen blicken würde. Also in meine zumindest. Und so verkündete er: Es wird ein harter Herbst, aber da müssma durch! Wie Recht er damit hat…
Im Sommer war es ja noch relativ einfach. Da konnten wir ganz easy voneinander Abstand halten. Wir konnten uns draußen aus dem Weg gehen und haben imaginäre Babyelefanten zwischen uns gestellt. Mal ganz ehrlich und unter uns: Für uns Innviertler*innen wär als passendes Abstandsvieh ohnehin sowas wie „a hoibate Specksau“ oder für die zuagroasten Vegetarier*innen und Freund*innen der Schmalzgebackenen Sünde von mir aus auch „5 Kircheln“ geeigneter gewesen. Aber erklär das mal einem Stodinger, der kennt erschreckender Weise eher einen Babyelefanten, als dass der weiß, wie groß a Specksau is.
Egal welche Distanzeinheit man nun hernimmt, es geht um den Abstand zueinander. Und den konnten wir im Sommer draußen gut einhalten. Wir haben uns sozial distanziert und haben uns nur selten getroffen. Und wenn wir uns dann getroffen haben, haben wir uns nur kurz gegrüßt. Uns voreinander vielleicht verneigt, oder haben uns maximal mit dem Ellbogen angerempelt. Auf keinen Fall sind wir uns aber zu nahe gekommen. Wir haben uns auch nicht umarmt. Und es gab nicht dieses unhygienische Küssen dauernd. Das fand ich ja immer schon am Schlimmsten.
Aber wie wird das jetzt im Herbst werden? Jetzt wo die Tage kürzer werden, die Nächte kälter und man wieder mehr Zeit drinnen ist? Zwangsläufig werden wir uns dann wohl wieder mehr begegnen und mehr Zeit miteinander verbringen. Wobei wir ja zu den Glücklichen gehören, die zwei Fernseher besitzen. Es wird sich aber trotzdem nicht vermeiden lassen. Irgendwann werd ich mal reinkommen und dann wird er da sitzen. In da Stum. Auf da Beng. Da Mei.
Es wird ein harter Herbst, aber da müssma durch.
Erschienen in den Oberösterreichischen Nachrichten in der Rubrik Unser Innviertel