Oktober 2017
Sprachlich gilt es im Innviertel immer so einiges zu beachten. Zum Beispiel bei Einladungen.

Kaum ein Satz einer Sprache hat jemals so viele Missverständnisse und Peinlichkeiten hervorgerufen, wir dieser: “Kemmts amoi vorbei”. Also für die des Innviertlerischen nicht ganz so mächtige Personen: Kommt’s mal vorbei. Offenbar eine Einladung. Oder doch nicht?
Wie viele unbedarfte Nicht-Innviertler sind aufgrund dieser vermeintlich herzlichen Einladung schon an einem Samstag nachmittag vor einer Innviertler Haustüre gestanden und haben in die fassungslosen Augen der Hausherrin geblickt. Hat man ein besonders diplomatisches Exemplar vor sich, schmettert einem eventuell auch noch der Ausruf: „Wos datsn ees do“ entgegen. Und hier hätten wir dann schon das zweite große Missverständnis. Dieser Satz drückt nämlich in keinster Weise auch nur irgendeine Freude über das Erscheinen der jeweiligen Personen aus. Au contraire mes amis! Je länger des „e“ in ees, desto größer die leider nicht positive Überraschung.
Trotzdem wird der nicht eingeladene Gast natürlich ins Haus gebeten „Kemmts eina“. Obacht! Die einzig richtige Antwort auf diesen Satz ist ausschließlich: „Na, I bi glei wieder dahi“. Dies gilt übrigens auch dann, wenn man zu einem richtigen Besuch geladen ist oder unangekündigt „an Doatn“ vorbeibringt, oder sich etwas Round Up ausborgen will, oder auch nur a wenig „as ratschn“ kommt. Egal. Man geht grundsätzlich erst nach der zweiten oder dritten Aufforderung ins Haus oder für Hard-Core-Innviertler in den nächsten Raum. Wird die Aufforderung zum Betreten des Gebäudes vom Gegenüber aber nicht wiederholt, so kann man sich sicher sein, wirklich ungelegen zu kommen. Man erwähne diesen Umstand aber sodann mit keiner Silbe mehr sondern verabschiede sich mehr oder weniger umgehend einige Male und nicht ohne sein Bedauern über die Störung auszudrücken. Am Besten geschieht dies mit der Innviertlerischen Feel Good Formel zum Abschied:„Kemmts amoi vorbei“
Erschienen in den Oberösterreichischen Nachrichten in der Rubrik Unser Innviertel