Mit dem Regionalzug durch die gute Kinderstube

August 2019

Wenn eine eine Reise tut…


Weil wir uns nicht alle über die Klimaerwärmung Sorgen machen können und dann tut wieder keiner was, geht die Mosauerin mit gutem Beispiel voran und hat beschlossen: Es gehört mehr Zug gefahren!

Und so stieg die Mosauerin eines freitags in den Zug Richtung Hauptstadt. Es war natürlich ein 5047er Triebfahrzeug, ihr wisst schon, die mit den braun karierten Sitzen, die auch nach 12 Jahren Rauchverbot immer noch stinken wie eine Trafik und die außerhalb des Innviertels nur mehr in der Nord-Ost-Mongolei eingesetzt werden. Dort aber nur mehr auf Nebenstrecken und das auch nur nachts. Und ich steig da also ein, setze mich aus Nostalgiegründen in den ehemaligen Raucherbereich und finde dort: ein verlassenes Stoffsackerl. Wird wohl am Klo sein, der Besitzer. Als aber bis nach Peterskirchen niemand auftaucht, der Anspruch auf den Beutel erhebt, wittere ich Chancen auf Karmapunkte. Und nehme das Fundobjekt an mich.

Was macht man heutzutage, wenn man was findet und es nicht fladern will? Man postet im Internet, was man gefunden hat, und dass man es, sollte sich der Besitzer bis zum Ausstieg nicht melden, am Bahnhof abgibt. Und bekommt dann so grandiose Facebook-Tipps wie: „Bring es zum Fundamt“ und „Schau rein, ob ein Ausweis drinnen ist“. Owa geh!

Weils nach Linz aber weit ist, versuche ich den Besitzer selbst zu kontaktieren. Bankomatkarte, Schülerfreifahrt, eh alles da. Über die Idee der vermeintlichen Wohnortgemeinde ruf ich eine Schule an, hinterlasse dort meine Nummer. Stunden später läutet es. Der Besitzer, ein Schüler. Ja gut, ich nehm das Sackerl wieder mit ins Innviertel, er kann sich’s dann bei mir abholen. Hin und her. Na dann lass ich‘s in Linz. Nein, ob er‘s mit dem Zug holen kann. Ja. Dann meldet er sich am Montag. Ok. Ich zah das Sackerl den ganzen Tag durch Linz, ins Stadion nach Ried und dann wieder heim. Es wird Montag. Wer sich nicht meldet ist: der Besitzer. Am Dienstag hängt das Sackerl immer noch in meiner Garderobe. Mir reicht‘s. Ich schnapp das Ding, radel aufs Fundamt, geb‘s ab. Nachmittags läutet das Telefon. Er. Wegen dem Sackerl. Ich: Ist jetzt am Fundamt. Wo das sei. Auf der Gemeinde. Wie ist die Nummer? Keine Ahnung. Ok. Er legt grußlos auf.

Das müssen eine Menge Karmapunkte gewesen sein.

Erschienen in den Oberösterreichischen Nachrichten in der Rubrik Unser Innviertel

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