Sommer dahoam

Juli 2020

Mei, so schee is dahoam, brauch ma jo goa net furt!


Mein Körper kennt eigentlich nur zwei Jahreszeiten im Innviertel: Bratl-Saison und Essigwurscht-Zeit. Dementsprechend hat er sich auch angepasst. Übergangszeiten gibt’s für ihn nicht. Und unsere Ernährungsgewohnheiten ändern wir aus Prinzip schon nicht, außer wir sind im Urlaub, mein Körper und ich. Dann aber komplett.

Weil heuer aber alle die Devise vor sich her tragen: „Geh Leidln, bleibt’s doch dahoam, isa sooo schee do“ und mir das ja noch gaaar nicht aufgefallen ist vorher, bleib ich halt – ganz common sense – dahoam und mach Urlaub in Bad Meingarten. Das ist wie Balkonien, nur für Leute mit Grund. 

Mir kommt das neue Dahoam-Bleiben übrigens ganz gelegen, denn ich fahr ohnehin nicht gerne fort. Mit einer Ausnahme: Ich fahr für mein Leben gerne ans Meer! Ganze Generationen von bedauernswerten Verflossenen mussten bereits mit einer „mare-mare“ kreischenden Mosauerin im Auto kurz vor Koper fertig werden. Aber so am Meer sitzen… Die Füße von der Promenade baumeln lassen… Am felsigen Strand spazieren gehen… Der Sonne zuschauen, wie sie im Meer versinkt… In einem kleinen süßen Lokal Scampi Buzara essen… Einen Wein trinken und dann heim schlendern. DAS ist genau meins. DAS ist für mich Sommer!

Gut, ich möchte nicht unfair sein, wir haben auch einen wunderbaren Sommer im Innviertel. Also zumindest nachmittags zwischen drei und vier, wenn sich der Nebel verzogen hat, es grad nicht regnet und das Thermometer mit ach und krach die 20iger Marke knackt. Diese Stunde, kurz bevor die Abendfeuchte wieder vom Inn heraufzieht und man dann aber schon ein Jackal brauchen könnte, beim rituellen Schnecken-killen. Wir kriegen das locker hin mit dem Urlaubsfeeling dahoam! Ziehen wir halt ein Jackerl an! Sitzen wir halt am Teich statt am Meer! Trinken wir halt Bier statt kroatischem Wein! Gemma halt walken! Aber Moment – wie machma das mit den Meeresfrüchten? Wo nimmt man im Innviertel bitte frische Scampi her? Wurscht, machma halt einfach Karpfen Buzara. Und sagen: Mei, so schee is dahoam, brauch ma jo goa net furt!

Erschienen in den Oberösterreichischen Nachrichten in der Rubrik Unser Innviertel

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