Juli 2017
Die Mosauerin ist zwar voller Gnade, der Herr ist aber nicht mit ihr.

Und so begab es sich, dass die Mosauerin Schutz bedurfte. Schutz nicht vor Verfolgung oder Kälte, vor Missgunst oder Neid (was ja verständlich wäre), sondern Schutz vor einer gewissen… nun ja, nennen wir es beim Namen: Schmach. Nein, mir ist nicht schon wieder halb nackt eine Peinlichkeit passiert. Dieses Mal war ich erstaunlicherweise vollständig bekleidet.
Fröhlich und beschwingt zwischen Obernberg und Kirchdorf am Inn radelnd, die herrliche Landschaft genießend, packte die Mosauerin aus heiterem Himmel der Übermut. Verdrängend, dass sie im Grunde ihres Wesens ein ausgesprochen unsportliches Persönchen war, trat sie kräftig in die Pedale und überholte, den Schmerz verhechelnd – ch ch ch – eine Gruppe. Junger. Rad. Ler. Ufffffff. Ge-schafft. Ausatmen.
Knapp war die Sache, aber ein Rennen ist nun mal ein Rennen, sind mir sich ehrlich. Doch oh weh, die Biker sitzen ihr im Nacken! Sie kommen immer näher! Mosauerin am Limit! Tret, tret, tret! Mehr geht aber nicht! Sie kommen! Näher und näher! Ich hör‘ sie schon locker plaudern! Was tun? Überholen lassen – niemals! Die Innviertler Ehre! Eine Panne vortäuschen – gach bieten sie Hilfe an! Schutz suchen? Nur wo?
Natürlich!
Ich bin eine weltberühmte Kolumnistin, Bloggerin, Schriftstellerin und ich muss DRINGEND etwas über die Wallfahrtkirche in Kirchdorf am Inn schreiben. Also: Sofort Einbremsen. Rechts einbiegen. Rad abstellen. In die Kirche wanken. Auf Schutz hoffen. Oder zumindest darauf, dass die Radler vorbeiradeln und bloß nicht im Marienhof einkehren.
Und was soll ich Euch sagen, alle meine Stoßgebete wurden erhört. Keine Radler – kein Zurücküberholen – keine Schmach. Yes!
Dass sowas bei den Katholen aber seinen Preis hat, ist wohl klar. Mein bitterer lautete: Verstauchtes Sprunggelenk wegen Umböckelns auf Kirchenstufen. Und das in einer Wallfahrtskirche, deren Wandspruch „Herzjesu mein Innigstes, die lahmen Glieder sind geheilt“ ist.
Ja, mein Universum hat einen seltsamen Humor.
Erschienen in den Oberösterreichischen Nachrichten in der Rubrik Unser Innviertel