März 2021
So ein Nichttreffendürfen ist ganz oft ein Nichttreffenmüssen

Ich weiß eigentlich nicht, warum so viele wegen dieses Lockdowns so genervt sind. Ja eh, ich darat auch gerne ins Wirtshaus gehen und ein bissi im schattigen Gastgarten Prosecco schlürfen. Aber erstens ist das Wetter eh nicht danach, zweitens kann ich das bei mir daheim auch und drittens birgt so eine Kontaktbeschränkung einen gewaltigen Vorteil auch.
Davon abgesehen, dass ein Nichttreffendürfen meinem nicht besonders philanthropen Naturell extrem entgegenkommt, erspart man sich ja so viel an Nerven! Alleine schon dadurch, dass man seine gesamte Verwandtschaft an den Osterfeiertagen zu sich einladen darf. Ähm MUSS. Und dabei ist es nicht mal das schlimmste, dass die gute Resi-Tant zwar immer brav Geschenke mitbringt, dafür aber so neugierig ist, dass sie in jedem Kuchlkastl umadum stierlt. Oder dass der Onkel Franz den ganzen Nussschnapps schon vor dem Essen kippt und dann grauslige Herrenwitze erzählt. Auch nicht, dass der verhaltenskreative Spross (früher salopp als Rotzpipm bezeichnet) von Cousine Christine die Hehna so lange staubt, bis sie mit Herzinfarkt im Eck liegen. Nein, über sowas kann ich wirklich hinwegsehen. Die Kückenkastl kann man vorher zammräumen oder zusperren, den Nussschnaps wegräumen oder (besser) vorab selbst trinken und aus der Hehn kann man zur Not immer noch a guade Suppen machen.
Was aber der wirkliche Vorteil eines solchen Besuchsverbotes, Abstandsgebotes, Nichtsehendürfensanordnung, Kontaktbeschränkung -was weiß denn ich, wie das wirklich heißt – ist: Man muss endlich nimma beim Kochen sämtliche Ernährungsspompanadln seiner buckligen Verwandtschaft berücksichtigen! Kommt euch das auch bekannt vor: Der eine isst kein Fleisch, die andere dafür aber keinen Fisch. Der dritte keine Früchte (ja, sowas gibt’s), was die Tortenauswahl schon extrem einschränkt. Die vierte isst nichts Kaltes (ja, auch sowas gibt’s) – also keine Jause. Der fünfte keine Essiggurkerl, was am Einfachsten zu berücksichtigen ist. Der sechste isst Paleo, das musste ich überhaupt erst mal googeln. Und die siebte hat eine Histamin Intoleranz. Da wird’s dann echt eng am Innviertlerischen Herd, will man alle mit der genehmen Nahrung versorgen.
Da ist es mir doch wirklich bedeutend lieber, wir müs…ähm dürfen uns am Ostersonntag mit nur zwei anderen Erwachsenen treffen – die wir wohlweislich aus dem Teil der Verwandtschaft auswählen, die ernährungstechnisch am wenigsten Aufwand bedeutet. Und zu allen anderen dür…ähm müssen wir leider sagen: T’schuldigung, Kontaktbeschränkung!
Erschienen in den Oberösterreichischen Nachrichten in der Rubrik Unser Innviertel