Über das hibei Schlafen

Jänner 2020

Eine lehrreiche Geschichte über Sprache


Der Innviertler an sich ist ja traditionell nicht mit überwältigendem sprachlichen Engagement gesegnet. Bitte nicht falsch verstehen! Wir lernen durchaus andere Sprachen, aber wenn wir uns auf geheiligtem Boden (dahoam an Innviadl) bewegen, bestehen wir auf Dialektgebrauch – Auch bei anderen. Selbst wenn diese anderen nicht vo dahoam hand.

Dass so eine Einstellung Missverständnisse begünstigt, ja sie geradezu heraufbeschwört, beweist folgende lehrreiche Geschichte.

Ich hatte mal ein norddeutsches Gspusi. Aus Hannover. Ok, ja i woaß scho. „Was sucht sie sich auch so einen“ werdet ihr euch jetzt denken. Und ihr habt natürlich Recht. Aber bitte keine Leserbriefe diesbezüglich: jetzt hab ich eh an Dosign. Der ist zwar a Stodinger, aber mei, man ko hoit net oisse ham.

Zur Geschichte muss man noch wissen, dass in des Deutschen Wohnung ein Bett stand, das mit zwei Seiten an der Wand angrenzte und ich immer an der der Wand abgewandten Seite schlief.

Und so trug es sich eines Abends zu, dass wir einträchtig nebeneinander im Bad standen. Und Zähne putzten.

Sog I zu eam:„He hei hehat i hahoi hi-hei ho-hn“ Er schaut mich (zurecht) verständnislos an und entgegnet mir – akzentfrei: „Ich habe dich leider nicht verstanden, mein Schatz, könntest du das bitte wiederholen?“. Ich wiederhole, dieses Mal ohne Zahnbürstl im mosauerischen Mund: „I hob gsogt: Heit mechat I amoi hibeischlofn“

Und was macht er? Er schaut mich mit groooßen, begeisterten Augen an, nickt überschwänglich und küsst mich leidenschaftlich.

Und dann dämmerts mir – hat der in seiner hochdeutschen Verzweiflung nur nach Wörtern in meinem Satz gescannt, die er verstehen konnte. Und das einzige, was er in meinem Innviertler Satz „heit mechat i amoi hibei schlafen“ erkannt hat, war „beischlafen“!

Und deswegen, liebe Zuagroaste, ist es sooo wichtig, dass ihr gscheid Innviertlerisch lernts – sonst fallts noch irgendwann vor lauter Beischlaf ausm Bett aussi.

Erschienen in den Oberösterreichischen Nachrichten in der Rubrik Unser Innviertel

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