Juli 2019
In der Rechthaberei bin ich die verföhnte Stammkundschaft.

Es gibt wohl keine andere Branche, die so einen strengen internen Wettbewerb in Sachen kreativer Namensgebung zu haben scheint, wie die der Friseure.
Hießen sie früher noch „Salon Irene“ oder „Friseur Maier“ ergießt sich mittlerweile auch übers Innviertel eine Armada an mehr oder weniger haarsträubenden Wortschöpfungen rund ums Thema Kopfbewuchs. Ich möchte hier ja jetzt nicht über Spliss reden, das wäre nämlich Haarspalterei, aber ich habe mir erlaubt, mich mal gach so im Innviertel umzuschauen, welche Frisöre es bei uns so gibt. Die Liste ist ganz bestimmt unvollständig. Dafür aber meiner Meinung nach alphabethisch. Und entbehrt in ihrer Gesamtheit nicht eines gewissen Je-ne-sais-quois:
Da hätten wir also Abschnitt, Art of Hair, Föhnix, Frisurenwerkstatt, Frisurwerk, Haareformer, Haareszeiten, Haarkunst , Haarmonie (und nein, die Friseurin dort heißt nicht Monika), Haarpunkt , Haartastisch, Haartisten, Haarwelt, Haarwerkstatt, Haarwerkstatt (Nummer 2), Hair&Flair, Hair Lisabeth, Hairlounge, Hairmobil, Hairstyle, Hairteam, Haus der Frisur, Headwork, Hoarschneider, H-Vantgarde, InnSchnitt , iNStyle, Kopfkunst, Kopfsache, Magic Hair, Pilzköpfe, Rapunzel, Scherenschwestern (sic!), Schneidewerk , Schnittcode, Schnittgefühl, Schnittig, Schnittlounge, Schnittpunkt, Schnittwerk, Secret of Hair, Style-Date, Verföhnt. Ja, im Ernst.
Ich vermisse übrigens: Verschnitt, Frisör Hairbert, c-Haar-mant, Hairlich & mein all time Favorit: Kaiserschnitt. Blutiger kann ein Friseurbesuch auch nicht werden.
Bevor mich aber jetzt alle Friseure des Innviertels hassen und ich zukünftig noch öfter wie eine alte Wetterhexe herumlaufen muss, weil mir keiner mehr die Haare schneidet: ich find das eh gut, man sollte das viel mehr promoten! Was für eine Welt! Mein Metzger bitte in Zukunft: „Aufschnitt“. Mein Bäcker bitte: „SemmerlLounge“. Mein Wirt: „Geschnitzelt & Geschnetzelt“. Meine Bank: „Kassenhüter“. Die Schule der Kinder: „LehrGut“ Mein Steakhaus: „Rindergarten“. Mein Schneider: „Einkleiderlein“.
Und für alle, die einen dieser Namen jetzt verwenden möchten, wenden sie sich bitte gerne an meine juristische Vertretung in Ried: „Die Rechthaberei“. Da bin ich eine verföhnte Stammkundschaft.
Erschienen in den Oberösterreichischen Nachrichten in der Rubrik Unser Innviertel