Februar 2020
Industrieravioli, nicht mir mir!

Nicht nur in Zeiten von Grippe, Corona, Schweinepest, Vogelgrippe, SARS und MERS und wie sie noch alle heißen, die Dinger (was haben wir nicht schon alles überlebt, ha?) sondern auch so im Allgemeinen sollten die Bürgerinnen und Bürger einen gewissen Bestand an Lebensmittel daheim haben. Sagen die vom Zivilschutz. Kann ja immer mal vorkommen, dass man grad nicht aus dem Haus kann.
Heute braucht man dafür Listen. Früher hieß sowas übrigens mal Vorratshaltung, war (und ist oft immer noch) in jedem Haushalt am Land normal und geht so: da sät man im März z.B. Paradeiser an, im Mai pflanzt man sie aus, dann werden sie laufend von Unkraut freigehalten, gegossen und gedüngt und wenn sie reif sind wird ein Teil gleich gegessen und der Rest zu Paradeismark, passierte Paradeiser, getrocknete Paradeiser, Sugo, Ketchup und sonst noch so allerlei Köstlichem eingekocht. Das wird dann im Keller oder der Speis eingelagert oder auch eingefroren und dann im Laufe der Zeit verbraucht. Ein zwei besonders schöne Früchte isst man übrigens nicht, sondern hebt sie sich auf und gewinnt daraus Samen für die nächste Saison. Und dann sät man im Februar… eh schon wissen.
Mir ist schon klar, dass nicht jeder mit einem mordstrum Gemüsebeet gesegnet ist und ich propagandiere hier auch nicht die totale ernährungstechnische Selbstversorgung – selbst ich hab halt einfach auch zu wenig Platz für die Lagerung meines Bedarfs an ganzen Schweinehälften, Rindsknochenbergen und Butterschmalzbottichen. Ganz zu schweigen von den Massen an Surspeckknödel, die ein normaler Innviertler Haushalt einlagern müsste, um sich und die seinen –wie vom Zivilschutzverband und meiner Mama empfohlen – zwei Wochen ohne Außenweltkontakt durchzubringen.
Aber mir kann keiner erzählen, dass er oder sie für den Fall einer zweiwöchigen menschlichen Stallpflicht allen Ernstes von Gulaschdosen, Erdäpfelpürreeflocken und Industrieravioli leben will. Sonst übrigens auch nicht.
Erschienen in den Oberösterreichischen Nachrichten in der Rubrik Unser Innviertel