Grillträume und Proseccoschäume

Juni 2025

Manches Mal überrascht mich da Mei ja doch noch…


MIttelweihnachten

Im Innviertel ist ja, wenn nicht gerade Bratl Saison ist – Richtig: Grillzeit. So natürlich auch im Hause Mosauer. Und weil wir hier ein traditioneller Innviertler Hof sind, grillt bei uns natürlich: Da Mei himself. Ich bin, ganz klassisch, für Salat und Brotaufschneiden zuständig. Und für’s Jammern, warum’s schon wieder so viel Fleisch und so wenig Gemüse gibt. Und fürs Prosecco Trinken. Klassisch Innviertlerisch eben. War schon immer so, wird auch immer so bleiben.

Bis letzten Sonntag. Wo da Mei bereits am Freitagabend angekündigt hat: Am Sonntag wird gegrillt. Und dieses mal: Koa Fleisch. Zuerst hab ich mir ja gedacht, dass er einen Witz macht, aber nein. Vegetarisch bestätigt auf Nachfrage. Dann wohl doch ein Fehler in der Matrix. Aber nein, er meinte es wirklich ernst. So richtig. Denn was da Mei dann alles aufgetischt hat, war einfach phänomenal: Da lagen Zucchini-Spieße mit Zitrone und Minze, so frisch und duftend, dass man fast schon bereit war, sich freiwillig von Fleisch zu entwöhnen. Daneben brutzelte Halloumi mit Granatapfel-Dip, außen knusprig, innen weich, mit einem Dip, der nach Orient und Urlaub schmeckte. Dann kamen die gefüllten Champignons mit Frischkäse, Walnüssen und Kräutern. Aaaah! So klein, so aromatisch, so heimtückisch gut –Und als Krönung: Gegrillte Pfirsiche mit Rosmarin und Honig. Warm. Süß. Sommerlich.

Und während ich also dasitze und den dritten gegrillten Pfirsich genieße, schleicht sich plötzlich ein ganz anderer Gedanke in mein Hirn. Was, wenn das jetzt nur der Anfang war? Wenn er jetzt plötzlich wirklich auf komplett vegetarisch macht? Ich ess‘ gerne vegetarisch, aber ab und zu halt schon auch mal ein Stück Fleisch vom regionalen BioBauern aus Lohnsburg. Was kommt als Nächstes? Urlaub ohne Fliegen? Achso, das machen wir ja schon. Ein Achtsamkeitsseminar? Barfußwandern? Und dann sagt er’s auch noch. Ganz nebenbei, beim Grillreinigen: „Ich hab übrigens überlegt, ob ich mal einen Yogakurs probier. Irgendwas mit Atem und Erdung.“
Und da, ich schwöre es: Da wusste ich, dass da definitiv was nicht stimmte. Ich schreckte hoch. Und diese Duft. Der Grill roch plötzlich… nach Käsekrainer? Und da stand er. Da Mei. In der einen Hand die Grillzange, in der anderen ein Bier. Und rief mir freudestrahlend entgegen: „Wirschtl san fertig!“
Ich rieb mir die Augen, sah auf mein Glas. Fast leer. War das alles… nur ein Traum? All die vegetarischen Köstlichkeiten, waren die nur ein Produkt meines Prosecco geschwängerten Nickerchens? War ich einfach weggebüselt? Offenbar. Enttäuscht sah ich sah auf meinen Teller und seufzte: „Na gut. Dann halt wieder Fleisch.“

Aber das nächste Mal grill definitiv ich.
Ich weiß auch schon was…

Erschienen in den Oberösterreichischen Nachrichten

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